Rund um die Georgian Bay

vom 5.Sept. bis 15.Sept. 2011

Parry Sound, eine Kleinstadt mit rund 7.000 Einwohnern ist das Tor zur Region der 30.000 Inseln. Hier gibt es winzige unbewohnte Eilande, auf deren felsigem Untergrund nur ein paar kümmerliche Bäume wachsen, Inseln mit Ferienhäuschen mit kleinem Bootsanlegesteg mit Badeleiter bis zu größeren bewaldeten Inseln mit riesigen Villen, privaten Badebuchten, mehreren Bootsstegen und den entsprechenden Bootshäusern davor.

 

Mit der "Island Queen", einem der größten kanadischen Binnenkreuzfahrtschiffe, fuhren wir durch enge Kanäle, vorbei an Kaps und Leuchttürmen durch diese wunderschöne Inselwelt. Endlich hatten wir auch einmal Sonnenschein auf dem Wasser, auch wenn die Temperaturen gegenüber den letzten heißen Tagen deutlich gefallen waren und nur noch 17°C erreichten.

 

Nach drei Stunden waren wir durchgefroren, aber hochzufrieden wieder an Land und drehten noch eine Aufwärmrunde mit dem Fahrrad.

In Parry Sound standen wir jeweils für $ 10 zwei Nächte am Hafen, einer der wenigen legalen Übernachtungsmöglichkeiten auf einem Parkplatz (außer Walmart und Schulen in den Ferien).

 

Beim Abendessen füllte sich der Parkplatz mit Oldtimern aus der Umgebung, von Baujahr 1920 bis 1970, Pkws und Trucks, mit Prämierung (Pokale) und Tombola für die Zuschauer.

Nach dem Essen haben wir uns die hochglanzpolierten Prachtstücke angesehen.

Die beiden Nächte am Hafen waren recht ruhig, obwohl die Eisenbahnbrücke schlimmes befürchten ließ, wir hatten eine schöne Aussicht auf den Sportboothafen mit den Gästeliegeplätzen, ab und zu startete oder landete ein Wasserflugzeug, das neben Rundflugpassagieren wohl auch Eigentümer und Besucher auf die Inseln bringt.

In Sudbury wollten wir eigentlich eine Nickelmine besichtigen, dafür hätten wir aber den restlichen Nachmittag und die Nacht hier verbringen müssen, was uns nicht besonders verlockend erschien, wir verzichteten deshalb darauf und fuhren über Espanola nach Manitoulin Island, das wir über eine einspurige Schwingbrücke erreichten.

 

Manitoulin Island, die weltgrößte Insel in einem Süßwassersee, ist 140 km oder 176 km lang (hier sind sich die Reiseführer ebenso uneinig wie bei der Breite, die zwischen 40 km und 80 km an der breitesten Stelle schwankt), hat 1.600 km Küstenlinie und mehr als 100 Seen. Von den rund 12.000 Einwohnern sind rund 4.000 Indianer, die bereits vor 12.000 Jahren auf der "Insel des großen Geistes" siedelten. Zum ersten Mal auf unserer Reise fallen sie uns auch im Straßenbild auf, die Ortsnamen sind ebenfalls indianisch und für uns schwer auszusprechen, merken können wir sie uns gar nicht.

 

Nach zwei Tagen auf dem Hafenparkplatz genossen wir im Batman´s CP  die schöne Stimmung und Ruhe am See, von der freundlichen Chefin am CP erhielten wir auch noch einen Grillrost für den Firepit und so hatten wir bei herrlichem Wetter drei entspannte Tage mit Baden im warmen Wasser, Lesen und abendlichem Grillfeuer.

Jochen sah in der Nacht einen vermeintlichen Waschbär nah an uns vorbeihuschen. Unser Nachbar Mike klärte uns am nächsten Tag auf, dass es ein Skunk (Stinktier) war, dass sich in "Spritzentfernung" befand, Glück gehabt. Wir hatten bereits mehrfach das "Vergnügen", den "Duft" überfahrener Stinktiere auf der Strasse zu riechen, der Gestank ist bestialisch! Er soll sich weder durch Waschen noch sonstige Aktivitäten mildern lassen, lediglich ständiges Abreiben. bzw. Waschen mit Tomatensaft soll helfen, bisher mussten wir es glücklicherweise nicht ausprobieren!

 

Wir fuhren zum schönen Strand der Green Bay am Lake Manitou, schauten uns den netten Ort Manitowaning ein, waren enttäuscht vom hochgelobten Sandstrand der Providence Bay, und packten erstmals unsere Wanderstöcke für den "Cup and Saucer Trail" aus. Die steilen Felsklippen zu Beginn waren noch kein Problem, am Ende waren sie aber noch steiler und höher, so dass sich Angelika nicht weiter traute, da sie Angst vor dem Rückweg hatte. 

In South Baymouth, dem Fährhafen zur Bruce Peninsula, erwischten wir wieder einen sehr schönen privaten CP, schüren schon wieder ein Campfire und haben wieder einen wunderschönen Abend. Wir beschließen, auch hier noch einen Tag anzuhängen, da wir den CP fast für uns alleine haben, lediglich ein junges Schweizer Pärchen mit VW-Bus ist noch hier, das begeistert von Utah, Arizone und Kalifornien erzählt. Dort in den USA hat es Ihnen am besten gefallen, das zugemüllte Alaska weniger.

 

Am nächsten Früh sind wir schon um 9.00 Uhr am Fähranleger und stehen um $ 108,40 ärmer in Spur 1 und haben bei herrlichem Sommerwetter Zeit bis 11.00 Uhr, erst dann setzt die "Chi-Cheemaun", das "Große Kanu" nach Tobermory über.

Tobermory ist ein hübscher Touristenort, viele Boote, Giftshops und Restaurants.

Wie so oft führt uns der erste Weg ins Visitor Information Centre, dort gibt es (meistens) einen PC, der für 15 min. kostenlos genutzt werden kann und natürlich Infomaterial und Karten. Reiseführer werden deshalb von Amerikanern oder Kanadiern auch nicht so häufig genutzt wie von uns Europäern, da in jeder Region das Infocenter (mit einem riesigen Parkplatz davor) angefahren wird.

 

In Tobermory liefen wir ein Stück auf dem Bruce Trail, das ist ein 782 km langer alter Indianerpfad, der von Queenston am Niagara River bis hierher führt. Die Bruce Peninsula gehört ebenso wie Manitoulin Island geologisch zum Niagara Escarpment, das ist eine über 450 Mio Jahre alte Kalksteinformation, die im südlichen flachen Ontario bis zu 600 m hoch aufragt. 1990 hat die UNESCO diese unzerstörte und schützenswerte Landschaft zum Biosphärenreservat erklärt.

 

Wieder mit unseren Wanderstöcken "bewaffnet" fahren wir am nächsten Tag in den Bruce Peninsula NP und laufen zuerst auf einem befestigten Sandschotterweg durch Wald und an Seen vorbei bis zum Bruce Trail, der uns zu steinigem Strand mit Klippen und Blicken auf das türkisfarbene Wasser des Lake Huron führt. Auf den steilen Klippen sonnen sich auch zwei Schlangen. Bis wir einen riesigen Geröllstrand erreichen, müssen wir uns immer wieder den kaum wahrnehmbaren Weg durch und über Klippen mit fantastischen Ausblicken suchen. Dieser Teil des Bruce Trails ist wirklich wunderschön und spektakulär. Nach rund 10 min. haben wir dann auch das Geröllfeld passiert und der Weg führt nun wesentlich angenehmer mit zwei steilen Abstiegen über Felskanten zum Marr Lake und dann weiter zum Cyprus Lake.

Für uns war diese Wanderung ein großartiges Erlebnis, wir sind begeistert, aber auch müde, als wir wieder am Parkplatz ankommen.

Die Fahrt nach Süden auf der Bruce Peninsula führte uns bei Abstechern an die Küste zu netten kleinen Ortschaften mit großen Sportboothäfen nach Owen Sound und dann weiter an der Nottawasaga Bay, einem beliebten Feriengebiet der Ontarier, das aber schon im Winterschlaf steckt (Mitte September!) entlang nach Wasaga Beach mit dem längsten Süßwasserstrand der Welt (14 km lang) und von dort ging es dann weiter nach Midland, wo unsere Tour um die Georgian Bay in etwa vor 2 Wochen auch begann.

 

Die wohl interessanteste Sehenswürdigkeit dieser Region ist die Rekonstruktion einer von Jesuitenmönchen im Jahr 1639 gegründeten Missionsstation, Sainte-Marie among the Hurons. Die mit den Huronen verfeindeten Irokesen überfielen die Missionsstation mehrfach, 1649 gaben die Jesuiten die Station auf. Etliche der Huronen wurden christianisiert und gingen mit den Europäern nach Québec.

Das einstige Leben der Station wurde in den Sechzigerjahren detailgenau rekonstruiert.

Hier gab es auch zum ersten Mal (!!) auf unserer Reise einen deutschen  Audioguide, mit dem wir problemlos die Anlage erkundeten, zwei Stunden vergingen wie im Flug. 

 

Die ganze Station war befestigt und mit Palisaden umgeben. Im inneren Ring wohnten die Jesuiten und die Europäer, hier gab es auch die Handwerkerquartiere, die Küche, die Ställe und die Wohnhäuser, im äußeren Ring, aber noch innerhalb der Befestigung, stand das Langhaus, der Wigwam, sowie eine Krankenstation mit Apotheke und Kräutergarten für die christianisierten Indianer und außerhalb der Palisaden, aber noch im Schutz der Station lebten die Indianer, die noch keine Christen geworden sind.

Damit verlassen wir die Georgian Bay und den westlichsten Teil unserer Reise und fahren weiter Richtung Ottawa.

 

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