Fundy-Küste und Annapolis Valley

vom 29. Mai 2011 bis 4. Juni 2011

Vom Rissers Provincial Park (PP) sind wir direkt an die Fundyküste nach Annapolis Royal (rund 600 Einwohner) gefahren. Hier haben wir die Festung Fort Anne aus dem 18. Jhd. besichtigt, ein riesiges Freigelände direkt am Meer und Kanadas erste nationalhistorische Stätte.

Auf der Fahrt zu unserem Campingplatz kamen wir direkt am Gezeitenkraftwerk vorbei. Es ist das einzige Kraftwerk (weltweit gibt es nur drei) in der westlichen Welt, das den Gezeitenhub für die Stromerzeugung nutzt und 4.000 Haushalte mit Strom versorgt. Bruce, ein Angestellter, hat uns alles ganz genau erklärt, hochinteressant.

 

An der Fundy-Küste gibt es den höchsten Tidenhub der Welt. Bei Ebbe blickt man auf Fischerboote, die im Schlamm festgewachsen zu sein scheinen, bei Flut steigt das Wasser dann bis auf 16 m an, Die Nordsee hat zum Vergleich einen Gezeitenunterschied von 2-3 m.

Die Fähranleger stehen auf haushohen Gerüsten und die Stege schwimmen, um den gewaltigen Unterschied ausgleichen zu können. Bei Ebbe sieht das mancherorts schon seltsam aus.

 

Die Flutwelle beschränkt sich aber nicht nur auf die Küste, sondern läßt auch etliche Kilometer landeinwärts die Flüsse zweimal am Tag in die "falsche" Richtung fließen.

 

Port-Royal, auch sehr schön am Wasser gelegen, war die erste dauerhafte Siedlung nördlich von Florida.

Die französische Siedlung aus dem Jahr 1605 wurde 1939 nach den Originalzeichnungen am ursprünglichen Standort wieder aufgebaut. Hier gibt es diverse Gebäude, die auch mit dem entsprechendem Mobiliar der Zeit eingerichtet wurden. Hier wird die Geschichte wieder lebendig, Menschen in zeitgenössischen Kostümen laufen durch die Anlage, Arbeiten in den traditionellen Gebäuden und beantworten auch die Fragen der Touristen.

  

In Annapolis Royal haben wir auch beim deutschen Bäcker vorbeigeschaut, sein Pumpernickel war hervorragend. Die Familie ist aus der Gegend von Zwickau vor rund acht Jahren nach Annapolis gekommen. 

Digby, unsere nächste Station, gilt als die Hauptstadt der Scallops, der Jakobsmuscheln.

Am Abend war die Scallopsflotte im Hafen und bei untergehender Sonne ein wunderbares Motiv. Außerdem fielen uns die vielen Hummerfangkörbe auf, die von den Schiffen entladen wurden. Später haben wir erfahren, dass die Hummerfangsaison in diesem Teil Nova Scotias zu Ende war, in anderen Regionen geht die Hummersaison noch bis Ende August.

Jakobsmuscheln werden auch in Körben, die man über den Boden zieht, "geerntet", da sie sich nicht eingraben. Da die Wassertemperatur nur wenig schwankt und durch den starken Gezeitenunterschied immer reichlich "frisches" Wasser zur Verfügung steht, schmecken die Jakobsmuscheln hier besonders gut, wir haben sie probiert und können das voll bestätigen, das Fleisch ist sehr weiß, fest und die Muscheln sind etwas größer.  

Von Digby aus fuhren wir westwärts den sog. Digby-Neck entlang und mit der Fähre zuerst nach Long Island und dann mit einer weiteren Fähre nach Brier Island.

Hier zeigte sich wieder ein ganz anderes Bild, in den kleinen Fischerdörfern geht es sehr beschaulich zu, die Saison für die Whale-Watching-Touren hat noch nicht begonnen. Die Landschaft ist etwas rauer als bei Digby oder Annapolis. Uns hat der Ausflug gut gefallen, die Fährüberfahrten dauern nur jeweils ein paar Minuten.

Auf Long Island haben wir eine schöne kleine Wanderung durch Buschland und Wald zum Balancing Rock, einem Basaltfelsen, unternommen.

An diesem Tag kam dann nach der vielen Natur noch etwas Kultur. In Grand Pré wird die Geschichte der Vertreibung der Akadier, der ersten französischen Siedler, durch die Briten 1755-1764 erzählt.

Im Blomidon PP waren wir die einzigen Campinggäste auf einem riesigen Areal. Wir hatten einen Platz mit traumhafter Aussicht und riesengroß - alles für uns allein!

 

Trotzdem sind wir weitergefahren. Über Wolfsville, einer Universitätsstadt mit vielen alten Häusern und viel Flair kamen wir ins "Weinviertel". Bei zwei Weingütern haben wir vorbeigeschaut und waren angenehm überrascht, trinkbaren Wein zu finden. Bei Muir Murray und Domaine de Grand Pré haben wir uns einige Flaschen mitgenommen. Das Weingut Grand Pré wird von der Schweizer Familie Stutz betrieben. 

Weiter sind wir das Minas-Becken entlang gefahren bis Antigonish. Dort hatten wir eine gute Internetverbindung, das Wetter war weiterhin nicht berauschend. Nach zwei Tagen ging es weiter Richtung Neufundlandfähre nach North-Sydney. Auf unserem Weg lag in Baddeck das Alexander Graham Bell Museum, ihr wisst schon..., der Erfinder des Telefons. Im Museum erfuhren wir aber, wie vielseitig dieser Mensch war, er erfand z.B. den Vorläufer der "Eisernen Lunge" und ein Tragflügelboot. Seine Leidenschaft galt aber dem Fliegen, er testete propellergetriebene Fluggeräte etc. Außerdem galt sein Interesse den Unterrichtsmethoden und Hilfsmitteln für Hörgeschädigte.

Am 4. Juni waren wir in North-Sydney, dem Fährhafen nach Neufundland. Durch schwankende Stromspannungen hat unser Ladegerät einen schweren Treffer abbekommen, es speist keinen Strom mehr in die Batterien, d.h. wir können sie nicht mehr per Steckdose laden, sondern nur noch während der Fahrt über das Ladegerät des Iveco. Eine massive Einschränkung.

 

Am Sonntag, den 5.Juni fuhren wir mit der Fähre nach Neufundland. Die Überfahrt dauerte ca. sechs Stunden, die See war ruhig, es war neblig und kalt.

 

 

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