Unsere Rumänienreise
Teil 6
Maramures

Wir sind immer noch im Norden Rumäniens, nahe der Grenze zur Ukraine.

 

Über den Prislop-Pass (1.400 m) ging es immer dem Fluss Bistrita entlang eine wunderschöne Strecke nach Viseu de Sus zur Wassertalbahn. Die Maramures ist eine waldreiche Gegend. Holzhäuser mit kunstvoll geschnitzten Holztoren, Holzkirchen und Holzkunst sind überall gegenwärtig.

 

In Viseu de Sus (Oberwischau), einer Holzfällerstadt, fährt eine dampflokbetriebene Schmalspurbahn ab.

 

Im 18.Jh. wanderten die deutschsprachigen Zipser (nach dem Ort Zips in der heutigen Slowakei) hierher aus. In der waldreichen Gegend schlugen sie das Holz, das bis zum Bau der Waldbahn 1932 per Floß auf dem Fluß Vaser in die Sägewerke nach Oberwischau transportiert wurde. Überall in Europa erfolgt der Holztransport schon seit Ewigkeiten auf der Strasse, in Rumänien hielt sich hier noch lange der Bahntransport, 1986 wurden sogar noch neue Dampflokomotiven gebaut.

Heute ist die Wassertalbahn aber auch in Rumänien die letzte ihrer Art. Auf der 43 km langen Strecke wird immer noch Holz transportiert, aber mit Dieselloks. Die Schienen sind staatlich, die Bahn gehört einer privaten Holzfirma. 

 

Früher konnte man als Tourist auf der "Arbeitsbahn" mitfahren, heute gibt es drei Dampfloks (Baujahr 1910, 1954 und 1986), die rund 17.000 Urlauber pro Jahr auf der rund 22 km langen Touristenstrecke befördern. 

Ein Schweizer Verein hat Dampfloks gekauft, das Bahnhofsgebäude restauriert, und unterstützt die Bahn finanziell und logistisch. 

Da war es auch kein Wunder, dass wir beim Ticketkauf schweizerdeutsch begrüßt wurden.

Für € 10,00 durften wir auf dem Gelände übernachten,  je 89,-- RON inkl. Essen bezahlten wir für die Fahrt am nächsten Tag. Wer ohne Wohnmobil anreist, kann in einem Zug übernachten und/oder im Speisewagen essen, der am heutigen Abend wegen einer Gruppe ausgebucht war. Wir haben nur ein Bier im Pavillon des Zughotels getrunken und sind bis zum Regen ein wenig über das große Gelände gestreift.

Hoffentlich haben wir morgen Glück mit dem Wetter und der Regen, der uns die ganze Fahrt schon genervt hat, hört endlich auf.

Wir hatten Glück!

Um 9.00 Uhr war Abfahrt. Wegen des Andrangs (Feiertag) fuhren heute zwei Bahnen im Abstand von 30 Minuten. Zischend und dampfend setzt sich der Zug langsam in Bewegung, zuerst ging´s vorbei an Gärten und Feldern, aber schon bald war ringsherum nur noch Wald und der Fluß Vaser, Ortschaften gibt es keine mehr, die Felsen kommen den Waggons recht nahe. Über abenteuerliche Brücken und mit zahlreichen Kurven geht es mit 7-8 km/h zum ersten Halt. Die Dampflok bekommt Wasser, die Touristen Kaffee und Kuchen. Überall wird geknipst und gefilmt.

Nach einer kurzen Pause, die Lokomotive schnorchelte ihr Wasser aus einem Tümpel, ging es weiter bis zum Endhaltepunkt der touristischen Strecke, der nach rund zweistündiger Fahrt und 22 Kilometern erreicht war.

In Paltin gab es dann Getränke, Grillteller und Würstchen. Die Zubereitung auf den neuwertigen Weber-Gasgrills ging flott, so dass alle nach kurzer Zeit versorgt waren und das Picknick im Freien stattfinden konnte. Es hat alles sehr gut geschmeckt. Auffällig, dass es keinerlei Gedränge bei der Verpflegungsausgabe gab, alles lief völlig entspannt ab, sehr angenehm.

Die Tänzer in traditioneller Kleidung blieben nicht lange alleine, bald wurde überall getanzt und nicht nur die Kinder hatten dabei ihren Spass.

Der Wettergott war wirklich gnädig mit uns, kein einziger Regentropfen trübte das Vergnügen und nach der Pause schnaubte die Dampflok wieder zurück. Der im ersten Waggon gebunkerte Holzvorrat war beträchtlich und die Heizer erledigten ihren harten und schweißtreibenden Job tadellos.

Auch diesmal gab es wieder eine Pause und viel zu schnell war die kurzweilige Fahrt mit der Wassertalbahn zu Ende und die ersten Zeichen der Zivilisation kamen wieder in Sicht.  

 

Auch wir sind um 16.00 noch weiter gefahren. Unser ursprüngliches Ziel Jeud haben wir nicht erreicht und so haben wir in Oncesti im Garten der Pension "Bud Mariana" übernachtet. Zur Begrüßung gab es einen Schnaps, im Garten stand eine Schaukel und ein großer Heuhaufen mit Leiter und Decken diente als Aussichtspunkt. In einer Scheune wurden viele traditionelle Gerätschaften aufbewahrt.

Da zur Zeit keine Pensionsgäste berherbergt wurden, hat man uns das Bad, das nur durch das Gästezimmer erreichbar war, zur Benutzung angeboten. Die Familie war sehr nett und wir haben den lauen Abend im Garten genossen.

 

Vor vielen Häusern auf dem Land gibt es nicht nur die kunstvoll geschnitzten Holztore, sondern oft auch einen sog. Topfbaum. Früher hingen die Hausfrauen ihre Töpfe zum Trocknen an die kahlen Äste, heute weist er auf eine heiratswillige Frau im Haus hin. Je mehr Töpfe am Baum hängen, desto wohlhabender ist die Braut und damit die Hoffnung auf eine entsprechende Mitgift.

Wir verabschiedeten uns von unseren netten Gastgebern und fuhren 10 km zurück zum Klosterkomplex Barsana.

1993 wurde mit dem Bau des orthodoxen Nonnenklosters auf einem Hügel begonnen. Die örtlichen Handwerker haben traditionelle Materialien wie Eichenholz und Flusssteine verwendet. Es gibt einen kleinen Teich, einen Sommeraltar, die 57 m hohe Holzkirche mit dem 500kg schweren Eisenkreuz, Wirtschaftsgebäude mit Blumenkästen.......Auf uns wirkte es eher wie eine moderne Hotelanlage in einem Park.

Zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt jedoch eine andere Kirche im Dorf Barsana, die wir nicht besucht haben.

Durch das sehr schöne Iza-Tal mit seinen vielen alten und geschützten Holzkirchen ging es über Sighetu Marmatiei nach Sapanta. In Sighetu Marmatiei gibt es u.a. ein großes Freilichtmuseum und die "Gedenkstätte der Opfer des Kommunismus und des Widerstands". Beides hatte geschlossen, so fuhren wir direkt zum "Fröhlichen Friedhof " in Sapanta.  

 

Die blauen kunstvoll geschnitzten und bemalten Holzkreuze des Friedhofs sind DIE Attraktion. Nur schade, dass wir kein rumänisch können, und so die ironischen und bissigen, traurigen oder witzigen Verse über das Leben der Toten nicht verstehen. Der Tote berichtet meist in Ich-Form über sein Leben und seine Lieben, die Bilder weisen auf seinen Beruf, seine Hobbies oder auch seine Laster und Leidenschaften hin, eine Dorfchronik der besonderen Art.

 

Die meisten der 800 Holzkreuze wurden vom Dorfkünstler Stan Ion Patras, der 1977 starb, geschaffen. Auch der Nachfolger ist schon recht alt. Ein Restaurator kümmert sich darum, dass nichts verfällt.

Nach dem Friedhof sind wir noch ein bißchen durch den netten Ort gelaufen, haben im schönen Restaurant vom CP Poieni auf der Terrasse am Fluß frische Forellen gegessen (die Fischzucht ist nebenan) und als einzige Gäste einen ruhigen Abend am CP verbracht.

Wir erhielten nur Besuch von "Vagabondo" und seinen Kolleginnen, denen das Gras um die einfachen Campinghütten herum besonders gut schmeckte. Nur mit Mühe waren sich zum Verlassen des CP zu bewegen, am nächsten Früh grasten sie aber schon wieder dort. Mit viel Gelächter und Palaver wurden sie dann von der Chefin erneut vertrieben, ein eingespieltes Ritual.

Am Rande von Sapanta ist die höchste Holzkirche Europas entstanden. Der Kirchturm ragt 75 m hoch und wird Teil eines Nonnenklosters, mit dessen Bau 2005 begonnen wurde.

 

Im Vergleich zu den vielen herrlichen alten Holzkirchen dieser Region fehlt Sapanta Peri die Ausstrahlung und die Patina.

 

Hier eine der alten Holzkirchen

und hier die neue in der Klosteranlage

Wir verlassen nun Sapanta und fahren Richtung Baia Mare, aber nicht ohne einen Halt in Desesti. Hier noch ein paar Bilder von unserer Ortsbesichtigung in Sapanta.

Die Kirche in Desesti, ebenfalls ein UNESCO-Weltkulturerbe, hat uns ganz besonders gut gefallen. Auch hier können wir mit dem Wohnmobil nicht ganz hinfahren, sondern müssen uns im Ort einen Parkplatz suchen. Auf dem Weg zur Kirche wurden wir schon gesehen und aus einem Haus kam eine Frau mit dem Schlüssel, so dass wir die Kirche auch innen besichtigen konnten. Wie so oft waren wir die einzigen Besucher.

 

Anders als bei den meisten Welterbestätten bei uns existieren hier keine großen Parkplätze, es gibt kaum Bustourismus und die Kleinode haben auch keine festen Öffnungszeiten. Oft muss man sich für eine Besichtigung durchfragen, Wegweiser mit dem Welterbezeichen sind manchmal gut versteckt. Oft werden nicht einmal Eintrittsgelder zum Erhalt verlangt.

Von der Strasse führen Steinstufen durch den Friedhof hinauf zur Kirche aus dem Jahr 1770. Die Gräber sind hier mit reichlich Plastikblumen, aber auch mit frischen Blumen geschmückt.

Die Fresken an den Holzwänden im Inneren zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament.

 

Nach so vielen Eindrücken und Besichtigungen haben wir uns eine Pause verdient. Die legen wir in Nires auf dem CP Het Zwaluwnest (Schwalbennest) ein. Das Thermometer erreicht mittlerweile auch locker 30°C und so verbringen wir hier drei ruhige Tage und Nächte auf dem schönen Platz. Am Abend gibt es zusammen mit den anderen Gästen wieder Essen, diesmal 3 Gänge inkl. Bier, Wein und Wasser für € 8,-- pro Person. Mal waren wir zu sechst, mal nur zu dritt. Das Essen war immer hervorragend, am Sonntag brachte uns Kari (die Inhaberin und Köchin) auch noch einen Kuchen zum Nachmittagskaffee ans Wohnmobil.

 

Die Tochter der sehr netten ungarischen Betreiberfamilie rettete zusammen mit ihrer amerikanischen Freundin kleine Kätzchen aus dem Strassengraben. Für alle wurde ein neues Zuhause gefunden. Vorher mussten sie jedoch gebadet und entfloht werden, da sie in einem erbärmlichen Zustand waren und auch nicht besonders gut rochen.

Auf z.T. grottenschlechten Strassen fuhren wir am 6. Juli weiter nach Ungarn auf den CP Dieters Camping in Tiszafüred. Die Temperatur stieg mittlerweile auf 40°C, so dass es keine größeren Aktivitäten mehr gab. Nach zwei Tagen hatten wir genug von der Hitze, wir wollten in die Wachau nach Rossatzbach, wo es uns immer so gut gefällt. Nach vier Nächten mit Donaublick auf dem CP wollten wir noch mehr Donaublick, den wir auf dem schönen SP am Hafen von Obernzell bei Passau neben dem herrlichen Schwimmbad hatten.

Damit war unsere Rumänienreise am 16. Juli auch zu Ende. Es war sicher nicht der letzte Besuch in diesem schönen und gastfreundlichen Land mit der tollen Landschaft, den schönen Städten und den zahlreichen Sehenswürdigkeiten.

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