Im Vorjahr waren wir fast vier Wochen in der Gegend um Almeria und im Nationalpark Cabo de Gata.
Diesmal fahren wir nicht gemütlich die Küste entlang, sondern nehmen den schnelleren Weg über die mautfreie Autobahn.
Bevor man diesen wunderschönen Naturpark erreicht, durchfährt man ein völlig unattraktives Stück, wohin man auch sieht, überall nur kilometerlange Plastikfolien-Gewächshäuser unter denen das Obst und Gemüse heranreift. Von weitem denkt man, es ist das Meer. Es ist einfach nur häßlich.
Dann aber....wunderschöne und jetzt auch leere Strände, eingerahmt von bizarren Kalksteinfelsen mit zum Teil riesigen Überhängen, manchmal steil ins Meer abfallend.
Die durchschnittliche Regenmenge beträgt hier nur 130 mm jährlich, so überrascht es nicht, dass die Vegetation der in der Sahara-Randzone nicht unähnlich ist. In dieser Halbwüste stehen Feigenkakteen und Agaven mit meterhohen Fruchtständen in Kolonien eng beisammen. Zwerpalmen, hier palmito (Pälmchen) genannt und bei genügend Grundwasser gedeihen auch Dattelpalmen auf dem meist grauen oder braunen Boden, der nur kurz nach einem Regen in bunten Farben erblüht.
Hier ein paar Impressionen aus dem Park
Im Gegensatz zur sonstigen spanischen Mittelmeerküste stehen hier keine Hotels am Strand, die wenigen Dörfer sind klein und überschaubar, die Urbanisationen (Ferienhäuser und Wohnungen) ebenfalls eher klein und am Rand.
Im letzten Jahr sind wir von hier aus mit dem Mietauto viele Kilometer im Hinterland unterwegs gewesen, heuer wollen wir wieder etwas anderes kennenlernen.
Der neue Campingplatz La Bella Vista in Manilva ist für einen Monat unser Zuhause.
Die erste Nacht war laut, da unser Platz gleich an der viel befahrenen Straße lag, mit dem Umzug auf eine ruhigerer Parzelle hatte sich das geändert. Die Sanitäranlagen super, durch die Hintertüre gleich am Strand, ein Supermarkt 300 m entfernt, nette Cafè und Restaurants in der Nähe über eine schöne Strandpromenade zu Fuß und mit dem Rad gut zu erreichen und die Möglichkeit auf schöne Ausflüge - insgesamt also ein guter Ausgangspunkt für € 550,-- inkl. Internet, Strom , Wasser, Duschen etc. pro Monat.
80% - 90% der Gäste sind Briten, das Angebot des schönen Platzrestaurants entsprechend ausgerichtet, mit Fish and Chips am Dienstag, Steak-Night am Donnerstag etc. Die Steaks und die Beilagen waren überdurchschnittlich gut!
Unsere britischen Nachbarn waren allesamt sehr nett und angenehm, wir hatten eine schöne Zeit, das Wetter war auch ganz o.k.
Rob, einer der vielen Briten war als Austauschschüler in Jochens Parallelklasse am Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg, klein ist die Welt!
Manilva ist wie viele Orte an der spanischen Küste zweigteilt, der alte Ortskern liegt oben am Berg, der "Touristenteil" unten an der Küste, verbunden sind sie durch Ansiedlungen von Ferienhäusern und Ferienwohnungen, den "Urbanisaciones".
Schöne Fliesenmosaike gibt es im alten Ortskern.
an der Küste gibt es noch Fischerboote und die Promenaden sind mit Cafès, Restaurants und Tapasbars gut versorgt
Einen Monat am gleichen Platz, das geht bei uns nur mit Mietauto! Bei Bruno in La Duquesa haben wir für einen (schon recht betagten) Fiat Panda für zwei Wochen alles inkl. € 210,-- bezahlt, das Auto wurde gebracht und auch wieder geholt. Hätten wir wie im Vorjahr bei doyouspain gebucht, hätten wir Geld gespart, aber es nicht so bequem gehabt.
Die Costa del Sol ist auch gleich die Costa del Golf, ein Golfplatz am anderen, ein Golfresort folgt auf das nächste.
In den Städten Estepona und Marbella ist offensichtlich Hochsaison, im Zentrum und am Hafen war nicht einmal für den kleinen Panda eine Parklücke zu bekommen, also gab´s Sightseeing per Auto.
Eines des vielen sog. weißen Dörfer Andalusiens ist nicht weit von Manilva entfernt, Casares. Traumhaft gelegen, enge Gassen, ein maurisches Castell - jetzt in der Nebensaison ein guter Platz, die meisten Souvenierläden und Restaurants haben noch geschlossen, in der Hauptsaison ist die Idylle wohl schnell vorbei.
Hier haben wie viele Adler beobachtet, einmal waren mindestens 20 zusammen im Aufwind.
Fährt man die Strasse weiter kommt man nach Gaucin, das am Rande einer Steilwand liegt mit einer tollen Aussicht nach Süden, wenn das Wetter mitspielt bis nach Marokko. Wir hatten Pech, es hat geregnet.
DER Höhepunkt für viele Touristen ist Ronda, das auf einem Felsplateau liegt, gespalten durch eine Schlucht mit 100 m steil abfallenden Wänden. Rainer Maria Rilke pries sie als "unvergleichliche Erscheinung der auf zwei steile Felsmassen hingehäufelten Stadt", in der Tourismuswerbung ist sie gar die "Seele Andalusiens", naja.....
Also setzten auch wir uns in den Panda und nahmen nicht die breite Hauptroute, auf der sich im Sommer Reisebus an Reisebus reiht, sondern fuhren über kleine Nebenstrassen gemächlich durch das landschaftlich sehr schöne und wenig besiedelte Hinterland der Costa del Sol nach Ronda. Auch uns hat die Stadt sehr gut gefallen, die Touristenmassen hielten sich in Grenzen (viele Japaner!), alle Sehenswürdigkeiten liegen in der Altstadt nahe beieinander und wir schlenderten durch die engen Gassen und verbrachten hier einen ganzen Tag.
Die Puente Nuevo, die "Neue Brucke" ist das Wahrzeichen der Stadt und überbrückt die Tajoschlucht in 98m Höhe. Nach über 40-jähriger Bauzeit wurde sie 1793 fertiggestellt.
Ronda gilt auch als die Wiege des modernen Stierkampfes, eine Vielzahl der noch heute gültigen Regeln stammen von Pedro Romero, einem legendären Stierkämpfer seiner Zeit (1754-1839), auf seinem Denkmal im Stadtpark steht "immer etwas klüger sein als der Stier".
Vom 18.Jhd. bis Anfang 20.Jhd. war Ronda eine Räuberhochburg, die Bandoleros fanden Verstecke in der Schlucht und bei vielen gehörte zum Ehrenkodex, nur die Reichen zu berauben. Beim Volk waren sie daher nicht unbeliebt, die Gegensätze zwischen arm und reich waren krass. Die Gründung der Guardia Civil 1847 und die Erfindung der Telegrafie machten ihnen dann den Garaus.
Schöne Ausflüge führten uns auch in die Provinz Cadiz.
Über San Roque fuhren wir zum schön gelegenen Castillo de Castellar. Acht Kilometer schlängelte sich sie schmale und kurvenreiche Strasse hinauf, vorbei an vielen Korkeichen, deren unterer Stamm größtenteil geschält war. Ob wir hier auch mit dem Wohnmobil heraufgekommen wären? Bereits bei der Auffahrt konnte man die schöne Aussicht genießen, die oben von der Bergkuppe dann auf die Felslandschaft und den Stausee noch besser wurde.
Die Mauern mit den mächtigen Türmen noch aus maurischer Zeit umfassen ein Labyrinth von kleinen Gäßchen mit ebenso kleinen und recht windschiefen Häuschen, z.T. liebevoll restauriert. Aussteiger und übriggebliebene Hippies haben dem Ort wieder Leben eingehaucht, betreiben kleine Lädchen und haben auch die Häuser wieder bewohnbar gemacht. Jetzt im Februar war fast alles geschlossen, nur eine schweizerische Wandergruppe hat sich hierher verirrt.
Ein Deutscher, der seit vielen Jahren hier lebt und einen Souvenierladen betreibt, erzählte uns, dass sich seit der Krise sein Umsatz jedes Jahr halbiert, seine Angestellten hat er längst alle entlassen, die Saison dauert ohnehin nur wenige Monate und das Auskommen mit dem Einkommen wird immer schwieriger. Er schätzt die Arbeitslosigkeit in Andalusien auf 75%.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher nach Sotogrande und staunten nicht schlecht, dass hier der Zugang überall mit Schlagbaum und Wachhäuschen versehen ist - wie an der Grenze. Manchmal war tatsächlich Personal vorhanden, meistens wurden wie aber nur videoüberwcht.
Kein Wunder, in Sotogrande haben viele der reichsten Familien Spaniens ihren Ferienwohnsitz, von der exklusiven Villen wie an der Cote d´Azur bis zur feudalen Wohnung mit dem Anleger für die Jacht ist hier alles zu finden. Allein 9 Golfplätze befinden sich auf dem 20 km² großen Areal, der größten in Privatbesitz befindlichen und bewachten Gemeinde in Andalusien.
Eine lange Autotour durch wunderschöne Landschaften mit fantastischen Ausblicken führte uns über Gaucin und Ubrique nach Grazalema und von dort über den 1.357m hohen Taubenpass nach Zahara de la Sierra. Bei bestem Wetter (am nächsten Tag hat es geregnet) war das mit Abstand die interessanteste Strecke unserer bisherigen Reise.
Grazalema, nur 30 km von Ronda entfernt, ist ein als Feriendomizil beliebtes weißes Dorf, viele Wanderwege starten hier auf 850 m Höhe. Ringsherum gibt es noch viele andere "Pueblos Blancos". Der Naturpark Sierra de Grazalema ist ein regenreiches Gebiet, entsprechend grün ist es hier im Winter. Der Park ist nur eingeschränkt zugänglich.
Am Taubenpass haben wir wieder viele Adler gesehen.
Auf dem Rückweg folgten wir dann einer schmalen Strasse, die uns auf die Hauptstrasse nach Ronda bringen sollte - der Weg endete abrupt, die Brücke war eingestürzt. Jetzt wussten wir, warum uns niemand entgegen kam. Also zurück und um den ganzen Stausee herum.
Auch bei Zahara sind überall Wanderwege angelegt und beschildert, eine tolle Gegend für ausgedehnte und abwechslungsreiche Touren.
Der Monat in Manilva verging schnell und ohne Langeweile, am Montag, den 3. Mäez fuhren wir nach Sevilla.
Uns hat es hier auch in der "autolosen" Zeit gut gefallen, kann man doch zu Fuß oder mit dem Fahrrad alles bequem erreichen.
In Sevilla fuhren wir auf den Stellplatz im Hafen Puerto Gelves, nur ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt und mit Bushaltestelle vor der Tür. Ruhig und sicher standen wir zentral mir Blick auf Fluß und Hafen und konnten schon am frühen Morgen dem Hafenmeister bei der Arbeit zusehen, als richtig große Boote gekrant wurden.
Mit dem Bus 140 bis zur Endstation mitten im Zentrum, bequemer geht es nicht.
Dann beginnt das touristische Sightseeingprogramm, mit dem wir es diesmal aber nicht übertrieben haben. Uns ist es immer wichtig, die Atmosphäre zu spüren, die Menschen zu beobachten und eine so schöne Stadt wie Sevilla auf uns wirken zu lassen.
Dazu gehört natürlich auch, im alten Stadtviertel Santa Cruz, das gleich hinter der Kathedrale beginnt, ausgiebig zu bummeln und in eine der vielen Tapasbars einzukehren. In Sevilla gibt es davon reichlich.
Wir entschieden uns für die "Casa Robles", direkt bei der Kathedrale, aber dennoch ortstypisch und mit wunderbaren Tapas, die auch am Tisch serviert werden, dazu einen guten Wein und schon ist die Erholung perfekt.
In der UNESCO-Weltkulturerbeliste ist Sevilla u.a. mit der Kathedrale mit ihrem viereckigen Glockenturm, der Giralda und mit der Alcázar, einem orientalischen Festungspalast, angeblich die älteste Königsresidenz in Europa, vertreten.
Diese Sehenswürdigkeiten liegen nah beieinander und entsprechend viele Touristen sind auch unterwegs.
Am Nachmittag starteten wir beim Torre del Oro zu einer Flußfahrt auf dem Rio Guadalquivir mit einer ganz neuen Perspektive auf die Stadt, sieht doch vom Fluss aus alles ein wenig anders aus. Zuerst ging es unter ganz vielen unterschiedlichen Brücken bis zum Expo-Gelände von 1992 und dann auf der Rückfahrt bis zum Hafen. Auf der Promenade entlang des Flusses, die auch anlässlich der Expo erst entstanden ist, tummelten sich viele Jogger, Radfahrer und Mütter mit ihren Kindern.
Der Blick auf das alte Viertel Barrio de Triano mit seinen vielen Bars an der Uferstrasse lässt auf ein reges Treiben vor allem abends schließen. Bei unserem nächsten Besuch in Sevilla wählen wir den Wohnmobilstellplatz im Zentrum, dann können wir viel mit den Fahrrädern unternehmen und auch dieses Viertel mit vielen Keramikwerkstättem besuchen. Überall im Zentrum sind gut ausgebaute Fahrradwege vorhanden.
Es gibt viel zu sehen in der Metropole Andalusiens mit ihren 700.000 Einwohnern. Die Metropolregion umfaßt sogar rund 1,5 Mio. Menschen und ist damit auch der größte Wirtschaftsraum Südspaniens.
Uns hat es hier sehr gut gefallen, eine tolle Stadt mit ganz viel Flair.
Wir fahren nun den Fluß Guadalquivir entlang bis zum Mündungsdelta am Ostufer nach Sanlucar de Barrameda ohne Cadiz und Jerez, die Sherrymetropole zu besuchen und weiter in die Provinz Huelva.
Bevor es entgültig nach Portugal geht, haben wir hier noch zwei Ziele: Die Stadt El Rocío und den Donana-Nationalpark.
Zunächst müssen wir aber noch nach Bollulos Par del Condado, das sich stolz "Ciudad del Vino", also Stadt des Weins nennt. An der Durchgangsstrasse reiht sich ein Restaurant ans andere, sog. Bodegones, umgebaute Bodegas.
Leider war es zu früh zum Mittagessen, so haben wir in der Bodegón Abuela Curro nur Condado Blanco, einen jungen leichten und frischen Weißwein gekauft, der uns bei den jetzt herrschenden sommerlichen Temperaturen bestimmt gut schmecken wird.
Dann geht es nach El Rocío, einem Dorf mit 1.500 Einwohnern, das einmal jährlich an Pfingsten bei der "Romería del Rocío", einer Wallfahrt, zum Leben erweckt wird und dann Tausende von Pilgern beherbergt, die zu Fuß, auf dem Pferd, mit Pferdekarren oder zunehmend auch mit dem Geländewagen anreisen.
Sand, Sand, Sand.....überall Sand, breite Sandpisten, riesige Plätze aus Sand, kein Teer, kein Pflaster....
Es sieht aus wie in alten Western, die Atmosphäre ist einzigartig, zumal jetzt in der Nebensaison um die Mittagszeit auch kaum Menschen unterwegs sind. Gleich tritt der Sheriff aus dem Saloon und es kommt zu einer Schießerei......,
nein, alles ist ganz ruhig und friedlich.
Am Hauptplatz um die Kirche herum und über den ganzen Ort verteilt stehen die Häuser der religiösen Bruderschaften, der Hermandades, die von den Pilgern während der Romeria bewohnt werden und im wesentlichen aus Schlafsälen bestehen. Dann herrscht in El Rocío auch die größte Pferdedichte Europas.
Wie im wilden Westen gibt es auch hier vor jedem Haus einen Pflock zum Anbinden der Pferde, die Cafés und Restaurants bedienen die Reiter hoch zu Roß, der "Tisch" ragt entsprechend in die Höhe.
Mit einem Allradbus fahren wir am Nachmittag vom Campingplatz La Aldea in den Donana Nationalpark, in das größte Vogelschutzgebiet Europas.
Drei ineinander übergreifende Ökosysteme bestimmen das Bild des Parks: Wanderdünen, Salzmarschen und ein breiter Gürtel ehemaliger Dünen, der heute durch Bäume und Sträucher befestigt ist.
Leider sprach unser Fahrer, der auch gleichzeitig der Guide war, sehr schlecht englisch, so dass wir nur wenig verstanden haben. Die vielen Tiere, die wir unterwegs gesehen haben, machten dieses Manko allerdings wieder wett.
Einen Luchs bekamen wir aber nicht zu sehen.
Am Sonntag, den 10. März ging es dann endlich an die Algarve nach Portugal.