Am 29. Mai begann unsere Reise bei strömendem Regen. In Hilzhofen haben wir im Landgasthof Meier gut gegessen und mit unserem Wohnmobil direkt vor dem Kücheneingang geparkt (alle anderen Plätze waren wegen einer Hochzeit belegt). Wenige Kilometer entfernt hat ein Tornado ein ganzes Dorf verwüstet, Glück gehabt!
Am nächsten Tag schien wieder die Sonne, über Obernzell bei Passau und Wien ging´s nach Podersdorf am Neusiedler See zum Stellplatz beim Weingut Sloboda.
In Wien hatten wir schon 27°C, am Neusiedler See erreichte uns dann die erste Hitzewelle mit über 30°C. Zu großen Aktivitäten hatten wir da keine rechte Lust, wie praktisch, dass mehrere Heurige in unmittelbarer Umgebung waren und wir dort mit unseren netten Stellplatznachbarn aus Pegnitz ein paar schöne Stunden im Schatten bei Wein und Brotzeit verbrachten.
Unser nächstes Ziel war eigentlich Budapest. Der Wetterbericht sagte Temperaturen mit 38°C voraus, das ist nix für eine Städtetour, vielleicht auf dem Rückweg.....
Noch schnell die Registrierung für das ungarische elektronische Mautsystem an der Grenzstation Nickelsdorf beim ÖAMTC eledigt, der uns doch tatsächlich hartnäckig in die Kategorie BUS einstufen wollte, Jochen bestand aber (richtig) auf Kategorie D2, also € 25,00 statt € 66,00 für 10 Tage und ohne Pause durchquerten wir Ungarn. Auffällig war, dass sich alle, auch die LKWs ans Tempolimit hielten.
Auch für Rumänien muss man sich für die elektronische Maut registrieren, das hat aber online im Gegensatz zu Ungarn problemlos funktioniert und kostet für 90 Tage rund € 11,00.
Gleich nach der Grenze haben wir unsere Uhren um eine Stunde vorgestellt, wir haben jetzt Osteuropäische Zeit, die Sommerzeit gilt auch hier.
Unser erstes Ziel in Rumänien war ein kleiner Campingplatz hinter Arad in Minis.
Hier haben wir uns "eingelebt" und die 34°C im Schatten gut ausgehalten.
Am Abend wurde für uns Gäste gekocht, es gab das rumänische Nationalgericht Sarmale, auf deutsch Krautwickel. Sie waren sehr gut.
Nach uns kam noch eine holländische Gruppe mit Wohnwägen auf den Platz, die hier für verschiedene Schulen und Kindergärten Päckchen mit Stiften, Papier etc. zusammengestellt haben, die sie an allen Übernachtungsorten als Geschenk übergaben, eine schöne Idee.
Auf dem Weg zum Campingplatz lernten wir gleich auch eine der "Besonderheiten" auf Rumäniens Strassen kennen: Bahnübergänge! Ähnlich wie bei uns gibt es hier für Strasse und Schiene unterschiedliche Zuständigkeiten. Auf hervorragenden Strassen muss oft auf Schritttempo abgebremst werden, um einen Bahnübergang überhaupt passieren zu können. Oft ist Schrittempo eigentlich noch zu schnell, also Vorsicht!
Von Minis ging es dann mitten hinein nach Siebenbürgen oder Transsilvanien nach Sibiu (Hermannstadt).
Mit der Ernennung zur Kulturhauptstadt 2007 wurde hier viel restauriert und renoviert, die Innenstadt wurde herausgeputzt. Die drei großen Plätze der Stadt sind wirklich wunderschön, umringt von herrlichen Häusern und Palästen.
Obwohl von den rund 150.000 Einwohnern nur noch rund 2.000 Sachsen sind, gibt es hier viele deutsche Zeugnisse wie das deutschsprachige Brukenthal-Gymnasium, das heute überwiegend von Rumänen besucht wird und als Eliteschule gilt, die deutsche Buchhandlung Schiller, deutsche Bildbände und Informationsmaterial, Beschriftungen auf deutsch etc.
Kein Wunder, dass auch viele deutschsprachige Touristen in der Stadt waren.
Die Bezeichnung "Sachsen" kommt im übrigen nicht daher, dass die deutschen Siedler (12./13.Jhd.) Sachsen waren, sie kamen aus den Bistümern Trier, Köln und Lüttich, sondern vom lateinischen "saxones", so wurden die Inhaber gewisser Privilegien genannt.
Zwei Tage waren wir in Sibiu und haben die Atmosphäre der Stadt sehr genossen, die riesige Piata Mare mit ihren schönen Gebäuden und den Cafés und Restaurants, dem großen Springbrunnen, der vor allem für die Kinder eine enorme Anziehungskraft hat und den vielen schönen Details, hier ein Erker, eine Türklinke, eine Schild....
Die steilen Dächer haben ganz spezielle Öffnungen, "Katzenaugen oder "Stadtaugen" genannt. Es sind offene, nicht verglaste Lüftungsschlitze, damit die auf den Dachspeichern gelagerten Lebensmittel (Speck) gut belüftet sind.
Einen Markt gibt es hier natürlich auch. Viele Stände mit Kirschen und Erdbeeren, aber auch sonst viel Gemüse und Obst, Honig, selbst gemachte Marmeladen und Säfte, sauer Eingelegtes etc. Schön bunt und quirlig.
Unser Campingplatz lag in Cisnadioara (Michelsberg) und wir hatten von hier einen herrlichen Ausblick auf die romanische Basilika oben auf einem Plateau. Der deutsche Besitzer hat uns viel Interessantes erzählt, er lebt das ganze Jahr dort mit seiner rumänischen Frau und genießt im Winter Schnee und Kälte. Manchmal kommen dann die Bären und Wölfe bis an den Ortsrand des Nachbardorfes.
Taxifahren ist in Rumänien billig, obwohl Benzin und Diesel nicht preiswerter sind als bei uns. Für 12 km vom Campingplatz in die Stadtmitte haben wir jeweils 28 RON bis 35 RON gezahlt, umgerechnet €6-€8.
In Sibiu haben wir auch bei Vodafone eine rumänische SIM-Karte für unseren Router (damit können wir gleichzeitig mit bis zu 10 Geräten ins Internet) gekauft. Die Gültigkeit beträgt zwei Monate, beinhaltet 6 GB und kostete € 12,--. Für uns perfekt. Nach Ablauf der beiden Monate oder Verbrauch des Volumens kauft man eine neue, aufladen geht nicht.
Von Cisnadoara sind es nur wenige Kilometer bergab nach Csinadie (Heltau), einem hübschen Ort mit schönem Blumenschmuck und pastellfarbigen Häusern. Die romanische Kirche aus dem 13. Jhd. wurde später in eine Kirchenburg umgewandelt.
Auf Rumäniens Strassen kommen wir nicht allzu schnell voran. Nein, das liegt nicht am schlechten Straßenzustand, den es allerdings auch gibt, sondern vor allem an kilometerlangen Straßendörfern. Auch hier gilt Tempo 50 in den Ortschaften, außer uns schien das aber niemanden zu interessieren, hier wird gefahren so schnell es geht!
Die Dörfer hier haben uns gut gefallen, zur Straße hin das Haus, dahinter dann die Gärten und Felder. Die meisten Häuser sind bunt, davor steht eine Bank für den Schwatz mit dem Nachbarn. Neue Fenster und Türen, eine Satellitenschüssel oder Antenne auf dem Dach, mindestens einen Dacia vor der Tür, die Menschen scheinen in dieser Hinsicht von der EU profitiert zu haben.
Wir wollen weiter nach Biertan, die zum UNESCO-Weltkulturereb zählende Kirchenburg besichtigen. Wir folgen der Empfehlung des netten Campingplatzbesitzers vom CP Ananas bei Sibiu und nehmen die landschaftlich schöne Strecke über Agnita, die stellenweise neu asphaltiert ist. Er hat uns auch gesagt, dass momentan renoviert wird, mal sehen, ob wir trotzdem in die Kirche kommen.
Bei unserer Ankunft begann gerade die Mittagspause, wir wollten nicht warten und haben uns nur außen umgesehen. Überall stehen Baumaschinen und lagert Material.
Einen kurzen Stopp machen wir noch in Medias, einer Kleinstadt mit ca. 45.000 Einwohnern.
Der Kirchturm sieht übrigens nicht nur auf den Bildern schief aus, er ist es tatsächlich!
Wir schlendern durch das nette Städtchen und merken, dass der Wetterbericht wohl recht hat, es soll ab morgen wieder sehr heiß werden, d.h. über 35°C.
Also suchen wir uns einen netten Campingplatz und verschieben die nächste Stadtbesichtigung - Schäßburg - auf kühlere Tage.
Unterwegs kommen wir noch an ein paar Roma-Palästen vorbei, leider gibt es davon keine Bilder.
Von außen sind es monströse Bauten mit Türmchen und Erkerchen, viel Glitzer und Pomp, innen gibt es dann - nichts! Vielleicht einen oder zwei Räume, die die Familie eng gedrängt bewohnt, aber eigentlich steht nur die Außenfassade.
Weit ist es nicht mehr und wir stehen mal wieder auf einem Platz unter holländischer Leitung. Zur Begrüßung gibt es in der schattigen Laube von Hans und Wilma ein kaltes Ursus, das ist ein sehr gutes rumänisches Bier, unser Lieblingsbier. Auch dieser CP Doua Lumi in Blajel ist klein, sauber und familiär, uns gefällt das.
Hier sind wir wieder fast allein, aber nur drei Tage, dann kommt die holländische Wohnwagengruppe, denen wir zu Beginn in Minis schon begegnet sind. Da der Platz nicht für alle reicht, fahren wir dann spätestens weiter, aber das wollten wir ohnehin.
Der kleine Swimmingpool steht nicht nur den Hausgästen zur Verfügung, auch bei der Dorfjugend ist er sehr beliebt. Für die Nutzung gibt es allerdings klare Regeln: nur von 11 bis 16 Uhr, nie mehr als vier gleichzeitig, nicht länger als eine halbe Stunde und nur für Schwimmer.
Wir staunten nicht schlecht, die "Ablösung" hat wie am Schnürchen geklappt und so kamen doch relativ viele Jugendliche in den Genuß des kühlen Nasses. Mädchen haben wir allerdings keine gesehen, Wilma meint, sie können nicht schwimmen.
Hans besorgte uns Fleisch aus der Metro, da der Dorfladen nur schlecht bestückt war (Brot und H-Milch) und vom Nachbarn gab es hervorragenden Speck, mit dem wir ab jetzt alles angebraten haben und von dem auch für zuhause noch ein Stück für die Bratkartoffeln übrig blieb, eine Superqualität.
Leider hatte der Bauer bei dem schönen Wetter keine Zeit, uns mit dem Pferdefuhrwerk in ein gutes Restaurant in der Nähe zu bringen, seine Arbeitskraft wurde gebraucht.