Die beiden Tage in Badajoz haben uns gut gefallen. Wir waren viel mit unseren Rädern unterwegs: am Guadiana entlang vorbei an verfallenen Mühlen, kleine Bäche auf alten Holzbrücken überquerend, vorbei an großen Parkplätzen für die vielen Angler und Jogger und zurück in die Stadt, um in einem der Straßencafés ein Bier zu trinken, das hier in 0,1l Gläsern ausgeschenkt wird.
Wir sind jetzt ganz in der Nähe von Estremóz und Évoramente, wo es uns bei Siebo auf dem CP Alentejo vor zwei Jahren schon so gut gefallen hat. Der weite Blick über die riesigen Weideflächen mit den alten Korkeichen hat es uns angetan.
Die Stämme der Korkeichen werden alle 9-10 Jahre geschält, die Jahreszahl am Stamm vermerkt, so weiß der Schäler, wann der Baum wieder "dran" ist.
Erst nach 30 Jahren kann zum ersten Mal "geerntet" werden, eine Korkeiche kann bis zu 170 Jahre alt werden.
Portugal und insbesondere der Alentejo (im Süden des Landes) ist der weltweit größte Korkproduzent, der mehr als 50% des Weltverbrauchs deckt. Aus der besten Qualität werden Flaschenkorken, alles andere wird für Fußböden, Tapeten oder Dämmmaterial verwendet. Die Verarbeitung erfolgt in Lissabon und im Norden des Landes. Hauptabnehmer ist übrigens Deutschland.
Auf unseren Fahrten durch den Alentejo haben wir aber leider auch verwahrloste Korkeichenfelder gesehen, offensichtlich lohnt sich die Pflege nicht mehr, die Plantagen sind von Macchia überwuchert.
Ach ja, unser Bimobil mussten wir nun schon zum zweiten Mal putzen, da es wieder Saharasand geregnet hatte und das gesamte Fahrzeug mit einer orange-rot-braunen Sandschicht überzogen war, die sich bei Regen und Hitze fest auf dem Lack "verbackt".
Insgesamt haben wir vier ruhige und entspannte Tage auf dem CP verbracht. Viel gibt es darüber nicht zu berichten, wir saßen faul hinter dem Wohnmobil in der Sonne, haben uns gefreut, wenn die kräftigen Rinder beim Grasen unter den Korkeichen in der Nähe waren, viel gelesen, das gute W-Lan genutzt, spazieren gegangen, mit den Nachbarn "geratscht", gekocht, gegessen, Wein getrunken.....
Die Orte in der Nähe und die Umgebung hatten wir vor zwei Jahren schon ausgiebig erkundet - bis auf einen.
Monsaraz mit seinen knapp 1.000 Einwohnern ist ein malerischer Festungsort auf einem Hügel mit Blick auf den Alqueva-Staudamm nahe der spanischen Grenze.
Hübsche weißgekalkte Häuschen innerhalb der Mauern mit Läden, Restaurants, Cafés einige schöne alte Kirchen aus dem 12., bzw. 14.Jh. und ein paar Ferienwohnungen, das war´s dann auch schon fast.
Es ist jetzt bedeckt, das herrliche Wetter mit Sonnenschein und fast schon sommerlichen Temperaturen, das uns bis hierher treu war, scheint nun eine kleine Pause einzulegen.
Wir wundern uns zuerst, warum hier an einem trüben und recht kalten Wochentag so viel los ist, viele spanische Familien mit Kindern sind unterwegs, aber es ist der Rosenmontag und in Spanien offenbar schulfrei.
Die Tagestouristen tun dem Ort jetzt im Winter gut, fast alle Restaurants und Geschäfte sind geöffnet, uns gefällt das besser als der Dornröschenschlaf. Im Sommer geht es hier sicherlich turbulent zu, die großen Parkplätze unterhalb des Ortes sprechen Bände.
Auch wir finden mit unserem Wohnmobil auf einer Etage mit herrlichem Ausblick einen guten Platz, die Übernachtung ist hier ausdrücklich gestattet.
Seit einigen Jahren begleiten uns die beiden Club-Bären Benni und Bert auf unseren Reisen. Für je einen Euro haben wir sie bei Karstadt gekauft, sie tragen den Dress des 1.FC Nürnberg mit der Aufschrift "wir sind der Club", also ohne Sponsorenlogo. Wir fanden sie einfach nett.
Die beiden sind auch immer sehr neugierig und hängen den ganzen Tag am Fenster.
Der Ausblick ist aber auch wirklich schön.
Wir machen uns jetzt auf den Weg in den Ort.
Im Lumumba haben wir sehr gutes Porco Preto gegessen, der Wein hingegen war schrecklich, auf der ganzen Reise hat uns keiner weniger geschmeckt, auch nicht in den ganz einfachen Lokalen. Portugaltypisch wird alles zusammen auf einer Platte oder einem Teller serviert.
In den engen und steilen Gassen von Monsaraz entdeckten wir einen Verkauf des Weingutes Ervideira, dessen Weißwein Invisível (invisible = unsichtbar) aus der roten Aragonez-Traube uns so gut gefallen hat, dass wir ein paar Flaschen gekauft und den Berg hinuntergeschleppt haben.
Bei Évora finden sich rund 170 steinzeitliche Kultstätten. Die größte davon bestand ursprünglich aus über 100 Monolithen.
Sie sind alle ausgeschildert, aber manchmal trotzdem schwer zu finden, da sie inmitten von Feldern und Wiesen liegen.
Der Recinto Megalítico do Xerés, in dessen Mitte ein 7t schwerer Menhir steht, wäre vom Alqueva-Stausee überflutet worden, hätte man ihn nicht in der Nähe eines Klosters bei Telheiro wieder aufgebaut. Er liegt nahe an der Strasse und da wir hier auch parken konnten, haben wir einen kleinen Spaziergang dorthin gemacht.
Am Barragem de Odivelas, einem weiteren Stausee, hat es uns überhaupt nicht gefallen, also die gleiche Strecke wieder zurück.
Auf dem Weg Richtung Lissabon liegen noch zwei Stationen vor uns. Der Zufall führte uns zuerst in das Minenstädtchen Lousal und dann ging es weiter nach Setúbal.
In Lousal wurde 1900 eine Pyritmine eröffnet, 1988 wurde sie wieder geschlossen. Zurück blieben Arbeitslosigkeit, sowie Umweltschäden und Altlasten, die nicht saniert wurden. Die giftigen schwefelhaltigen Seen liegen mitten im Ort.
Seit dem Jahr 2000 gibt es Gelder der EU, der Ort hat mittlerweile ein Minenmuseum, ein Hotel mit Restaurant und ein Zentrum für Handwerk und Kunst.
Das gesamte Gelände ist von einem Bohlenweg durchzogen, so dass man nicht über die belastete Erde laufen muss.
Wir fanden es hier recht spannend und sind kreuz und quer über das Gelände gelaufen, im hinteren Teil gibt es sogar im Wald Picknickbänke und Tische.
Im Ort ist mit den EU-Geldern viel bewirkt worden. Alles ist sehr gepflegt, der Park mit Brunnen und hübsch gepflasterten Wegen, überall Blumen und Büsche, zur Zeit wird ein Gehweg gepflastert und auch sonst wird überall gearbeitet und verschönert. Das Hotel mit Restaurant macht einen sehr guten Eindruck und war mit einer Reisegruppe belegt, das Museum war Ziel von Schulklassen. Ob der Wohnmobilstellplatz wohl auch mit Hilfe der EU entstanden ist?
Wir haben in der Bar neben dem Restaurant auf der überdachten Terrasse sehr gut und preiswert zu Mittag gegessen.
Für Gemüsesuppe (traditionelle Suppe in Portugal), Schweinebraten, gewürzt mit Knoblauch und Koriander, dazu Kartoffeln, Reis, Kuchen zum Nachtisch p.P. € 10,00, die Flasche "Minenwein" € 8,00. Wir waren sehr satt und sehr zufrieden.
Auf der z.T sehr schlechten und rumpeligen IC 1 ging es über Alcácer do Sal (da waren wir im Vorjahr) nach Setúbal.
Die Ortsdurchfahrt gestaltete sich dank unserer Steffi (so heißt die Navi-Tante) mal wieder zu einem kleinen Abenteuer. Es heißt ja auch "fährst Du mit dem Garmin aus,....." Zum Schluß steckten wir mitten in der Altstadt in einer Einbahnstrasse, vor uns eine niedrige Bahnunterführung, rechts und links Poller, geparkte Pkw - einfach klasse. Also unter den erstaunten Blicken der Bewohner auf engstem Raum gewendet (dauert!) und entgegen der Fahrtrichtung zurück. Geht doch!
Ohne weitere Probleme haben wir den ehemaligen CP erreicht, der jetzt als Reisemobilstellplatz ausgewiesen ist. Er liegt rund 6 km außerhalb und ist über eine enge und kurvenreiche Straße problemlos anzufahren.
Seit Monsaraz haben wir immer einen Sonne-Wolken-Mix mit Temperaturen zwischen 16°C und 20°C. Ab morgen soll es aber regnen und stürmen, also bestellen wir uns ein Taxi und fahren am Nachmittag in die Stadt, die wir ohne Regenschirm anschauen wollen.
Setúbal ist eine Hafenstadt mit 90.000 Einwohnern im Mündungsgebiet des Rio Sado, ca. 30 km südlich von Lissabon.
Im Fischereihafen herrscht viel Betrieb, auf den Booten wird gearbeitet, auch wenn der Fisch längst an Land ist und darauf wartet, in einem der unzähligen Restaurants, die die Straße entlang des Hafens säumen, verzehrt zu werden. Vitrinen, in den die Fische und Krustentiere präsentiert werden, machen auch uns Appetit.
Nach einem Bummel durch die Altstadt und einem Besuch der sehr schönen Touristinfo mit Bar und Restaurant ist es dann endlich 19.00 Uhr und die Casa do Mar hat geöffnet.
Fisch und Wein waren vorzüglich. Die Fische wurden mit Olivenöl, Kräutern und Knoblauch begossen serviert, dazu gab es Kartoffeln.
Am nächsten Tag ist das Wetter wie gemeldet, Starkregen und Sturm.
Wir bestellten an der Rezeption wieder ein Taxi und gingen noch mal in die Casa do Mar essen. Ausgebremst durch ein Radrennen, kamen wir relativ spät im Restaurant an und bekamen die wirklich allerletzten zwei Plätze. Auch heute war das Essen und der Wein wieder ganz wunderbar. Der Empfehlung von Michael Müller in seinem ausgezeichneten Portugal-Reiseführer kann man vertrauen.
Unser Stellplatz ist perfekt zum "Schiffe gucken". Dafür müssen wir noch nicht einmal aussteigen.
Nicht nur Schiffe der Grimaldi-Linie ziehen an uns vorbei den Sado hinauf in den Atlantik.
Seit Beginn unserer Fahrt hat es lediglich hier geregnet, zwei Tage lang. Deshalb haben wir auf unserer Weiterfahrt von der sehr reizvollen Landschaft mit der Serra Arrábida und den Strandbuchten nicht allzu viel gesehen, da es teilweise neblig ist und immer wieder Nieselregen einsetzt.
In Sesimbra soll es nicht nur den besten Fisch der Gegend geben, auch der Ort mit seinem 1,5 km langen Sandstrand soll sehr schön sein. Da wir uns schon wieder engen Altstadtgassen nähern (siehe Setúbal) biegen wir lieber ab und fahren stattdessen gleich weiter zum Cabo Espichel, dem südwestlichsten Punkt der Halbinsel von Setúbal.
Das Cap liegt inmitten einer kargen und unwirtlichen Landschaft mit vielen schroffen Klippen, umtost vom Meer. Für Wanderer und Naturliebhaber sicher ein Paradies, uns war es viel zu windig.
Wir laufen noch schnell zum verlassenen Kloster "Santuario de Nossa Senhora" und sind froh, wieder im warmen Auto zu sitzen.