Unsere Rumänienreise
Teil 2
Siebenbürgen

 

Die nächsten beiden Tage soll es trocken und warm bleiben, es sind keine Gewitter angesagt, also ideal für eine Fahrt auf der Tranfogarascher Hochstraße. Sie soll eine der spektakulärsten Straßen Rumäniens sein, der höchste Punkt liegt bei 2.042 m am Balea-Pass. Die 150 km lange Strecke überquert das Fagaras-Gebirge und verbindet Siebenbürgen mit der südlich gelegenen Walachei.

 

Enduro-Fahrer am CP Ananas bei Sibiu haben uns schon gesagt, dass oben am Pass noch sehr viel Schnee liegt, der gerade weggeräumt wird. Sie konnten sich mit den Motorrädern durchschlängeln, aber mit dem Wohnmobil hat man keine Chance. Aber bis zum Tunnel ganz oben könne man durchaus fahren und das wollten wir jetzt auch machen.

Aber bereits nach wenigen Kilometern standen wir vor diesem Hindernis. Gesehen haben wir noch nicht viel, da die Strecke bisher nur durch Wald geführt hat. Mist. Später haben wir dann erfahren, dass von Freitag bis Sonntag ein Autorennen stattfindet und dehalb alles gesperrt ist.

 

Bis Montag wollen wir aber nicht warten, zumal wir auf der anderen Seite ohnehin nicht weiterfahren können in die Walachei. Hochalpenstraßen gibt es schließlich auch bei uns, in Österreich, der Schweiz......

 

Also haben wir uns einen Platz zum Wenden gesucht und von weitem einen Blick auf den Wasserfall geworfen.

 

Unten an der Straße gibt es eine Seilbahn, mit der man zum Wandern in die Berge fahren kann, die Parkplätze waren alle belegt und Busse standen schon auf der Strasse, Wochenende.

 

Enttäuscht, dass es mit der Fahrt in die Berge und der geplanten Übernachtung oben nichts wird, beschließen wir, hier in der Gegend zu bleiben und fuhren auf den CP in Carta.

Der CP de Oude Wilg erwies sich bei 33°C im Schatten als gute Wahl. Wieder liebevoll angelegt, ein bemaltes sauberes Sanitärhäuschen, große Bäume und "Landleben". Wieder sind wir fast alleine auf dem Platz.

Am Abend kommt noch Bernd, der mit seinem Fahrrad in Kattowitz gestartet ist und bis Istanbul fahren will, hier aber erstmal einen Tag Pause einlegt. 

Die Hühner fanden seinen geleerten Joghurtbecher jedenfalls spannend.

Bisher haben wir unsere Internet-SIM kaum eingesetzt, die Campingplätze hatten nahezu immer Wifi in guter Qualität. Bereits vor drei Jahren im Baltikum gab es anders als bei uns auch in den entlegendsten Gebieten meistens einen kostenlosen Internetzugang.

 

Beim Stöbern in unserem grandiosen Reiseführer - man kann ihn einfach nicht genug loben! - hat Jochen ein lohnenswertes Ziel entdeckt, die Villa Hermani in Magura, einer Hochebene auf rund 1.000 m, nur 5 km Luftlinie von Bran entfernt.

 

Bis Zarnesti waren die Straßen ok, danach kam eine Schotterpiste. Überall parkten Pkws. An einem Bachlauf entlang waren kleine Zelte und Sonnendächer aufgebaut, auf den Grills brutzelte und qualmte es nur so, Lagerfeuer für den Abend wurden aufgebaut, die Kinder planschten im Bach, man traf sich mit Freunden und Verwandten - ein Wochenende in Rumänien. 

 

Die Strasse wurde nicht nur enger, sondern auch immer schlechter: riesige vom Regen ausgewaschene Rinnen, große Schlaglöcher, lose Steine. Die meisten Fahrzeuge, die uns überholten, hatten Allradantrieb.

 

Als wir oben angekommen einen Mann in seinem Garten nach dem Weg zur Villa Hermani gefragt haben, hat er uns gleich einen Platz auf seiner Wiese angeboten, falls wir dort nicht unterkommen können. Rumänische Gastfreundschaft. 

 

Wir durften mit unserem Wohnmobil aber dort stehen, halb am Weg, halb in der Wiese, so kam jeder vorbei. Auch eine Toilette gabe es für uns neben der Sauna und die Dusche konnten wir ebenfalls nutzen.

 

Die Pension, die tolle Aussicht von der Terrasse, die Landschaft, die netten Leute - uns hat es hier von Anfang an gefallen. Wir haben auch gleich Halbpension für die nächsten Tage gebucht, eine gute Entscheidung, das Essen war prima. Um 18.30 Uhr wird gemeinsam gegessen, die Gerichte kommen auf Platten und in Schüsseln, so kann jeder essen was und wieviel er möchte, für Nachschub war immer schnell gesorgt.

Die netten Gespräche mit den Hausgästen und den Gastgebern, Hermann und Katharina Kurmes, trugen mit dazu bei, dass wir uns hier vier Tage sehr wohl gefühlt haben.

 

Die Webseite der beiden  http://www.cntours.eu/ bietet jede Menge Anregungen und Informationen über die Gegend, auch über die Pension und mögliche Touren.

 

Der Eingang ist auf der Rückseite, vorne ist alles vergittert

200 m entfernt gibt es einen kleinen Kiosk. Eine Terrasse mit Tisch außen, innen ein kleiner Verkaufstresen und ein großer Getränkekühlschrank. Verkauft werden überwiegend Getränke, Süßigkeiten, Chips u.ä.

Bei den älteren männlichen Dorfbewohnern erfreute er sich großer Beliebtheit, kann man doch innen an einem Tisch in aller Ruhe sein Bier trinken und wird nicht gesehen - es sei denn das parkende Pferdefuhrwerk wird erkannt.

 

Hier noch ein paar Bilder von Magura.

Auf Mittwoch, den 17.Juni haben wir uns schon sehr gefreut, denn heute geht es zu den Bären!

Nein, nicht ins Bärenreservat von Zarnesti, sondern zu den "richtigen" Bären.

 

Im Großreservat in Zarnesti landen ehemalige Tanz-, Zoo-, Zirkus- und Käfigbären, denen man in ihrem bisherigen Leben übel mitgespiel hat und die hier im 70 ha großen Gebiet am Rande des Nationalparls Piatra Craiului wieder ein richtiges Bärenleben führen können. Die meisten kommen schwer traumatisiert an, erholen sich dann aber mehr oder weniger schnell (je nach Bär), könnten aber außerhalb dieses Reservats, in dem sie sich frei bewegen können, nicht überleben. Auch diese Bären kann man besuchen, der Zugang ist jedoch reglementiert.

Wir aber fahren mit Katharina Kurmes und vier weiteren "Bärenbeobachtern" länger als eine Stunde mit dem Landrover in ein abgelegenes Gebiet, in dem auch schon Franz-Josef Strauß auf Bärenjagd ging. Wir wollen nur mit dem Foto "jagen", der keinerlei "Klick" o.ä. Geräusche von sich geben darf, Blitzlicht ist ebenfalls streng verboten, um die Bären nicht zu stören oder gar zu verjagen.

Auf dem Weg dorthin kommen wir auch an mehreren Waldarbeitercamps vorbei. Hier leben die Arbeiter weit ab von der nächsten Ortschaft unter primitivsten Verhältnissen in Bauwagen o.ä. Sobald man sich einem dieser Camps nähert, wird man von einer tobenden Hundemeute angebellt und verfolgt. 

Insgesamt gibt es an weit voneinander entfernten Orten zwei Hochstände zur Bärenbeobachtung.

 

Im Winter kamen manchmal Bären bis an den Rand von Brasov, durchwühlten die Mülltonnen nach Eßbarem und waren keine besonders gern gesehenen "Gäste". Als dann ein Mann von einem Bär getötet wurde, hat man einen Teil der Bären in entlegene Gebiete umgesiedelt und für die anderen wurden zwei Futterplätze eingerichtet, um sie von den Ortschaften fernzuhalten, was auch gelungen ist. Täglich legt der Förster für die Bären nun auf den beiden Lichtungen bei den Beobachtungsständen Futter aus. Als weitere Maßnahme werden die Mülltonnen in den Dörfern und Städten täglich um 18.00 Uhr geleert, so finden die Bären dort nichts mehr. 

Nach 10 min. Fußmarsch durch den Wald waren wir auch schon am Beobachtungsstand. Er ist zur Lichtung hin verglast, damit die Bären keine Witterung aufnehmen können und mit Bänken ganz komfortabel ausgestattet.

 

Der Förster legt mit seinem Pickup das Futter, ein halbes Schwein, aus und versteckt in Baumstämmen, unter losem Wurzelwerk etc. Mais, Kekse und andere Leckereien für die Bären. Dann fährt er weg und parkt sein Auto. Solange jemand in der Nähe ist oder Motorengeräusche zu hören sind läßt sich kein Bär blicken.

 

Nach rund 10 Minuten - der erste Bär. Plötzlich ist er da, wie aus dem Nichts.

Natürlich sind die Bären die ganze Zeit da und beobachten uns, für uns sind sie aber völlig unsichtbar.

Ungefähr zwei Stunden haben wir Zeit, die Bären mit ihren unterschiedlichen Charakteren zu beobachten. Auch hier gibt es vorsichtige, mutige und freche. Wir sehen Jungbären und eine alte Bärin, vor der alle Respekt haben und sich auch die ausgewachsenen großen männlichen Bären zurückziehen, sobald sie die Lichtung betritt.

Ein frecher Zweijähriger frißt erst weiter, obwohl ein großes männliches Tier erscheint, dann verschwindet er aber doch besser.

Die Mutter mit ihrem Kind ist extrem vorsichtig, kommt erst aus dem Wald als kein anderer Bär mehr da ist, schaut sich immer wieder um und trollt sich mit dem Kleinen, sobald ein anderer kommt.

Beim Abendessen haben wir erfahren, dass die Vorsicht der Mutter nicht übertrieben ist. An dem anderen Beobachtungsstand hat ein paar Tage zuvor ein alter Bär ein Jungtier bis in die Wipfel einer Tanne verfolgt. Dieses konnte sein Leben nur retten, weil es abgestürzt ist und der Fall durch die Äste so gebremst wurde, dass er wegrennen konnte. Der alte kam nicht schnell genug hinterher.

 

Es ist ein ständiges Kommen und Gehen auf der Lichtung, manche Bären bleiben länger, andere sind gleich wieder weg, kommen dann nochmal. Insgesamt haben wir elf verschieden Bären gezählt. Katharina kannte viele von ihnen mit Namen und wußte in etwa ihr Alter.

 

Für die Tiere wurden und werden Obstbäume gepflanzt, von denen sie sich die Früchte holen, nicht jeder Baum überlebt das.

Später im Jahr kommen auch nur noch wenige Bären zu den Futterplätzen, da die Natur mit Beeren und Früchten genug Nahrung bereit hält.

Auch vom ausgelegten Schwein fressen sie meist nur das Fett, den Rest holen sich in der Nacht andere. Bären ernähren sich zu 80% vegetarisch.

 

In Rumänien gibt es nur Braunbären. Sie sind von der Färbung völlig unterschiedlich: braun grau, schwarz, heller dunkler.

 

Als es schon ziemlich dunkel war, schlichen wir uns wieder leise aus dem Hochstand und auf dem Nachhauseweg querte ein großer Bär die Straße, der zwölfte.

 

Für uns war es ein sehr schönes Erlebnis diese Tiere in freier Wildbahn zu erleben und zu beobachten. 

 

(Noch eine Anmerkung zu den Bildern: im Wald war es schon recht dunkel und die Aufnahmen erfolgten alle durch die Glasscheibe. Besser ging es mit unserer Kamera nicht).

 

 

 

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