Atlantik

 

 

Am 30. September ging es bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen über 20°C an die Atlantikküste in die alte Hafenstadt La Rochelle (80.000 Einwohner), die auch die Hauptstadt des Département Charente-Maritime ist.

Wer den Film "Das Boot" gesehen hat, weiss, dass hier im zweiten Weltkrieg deutsche U-Boot Bunker gebaut wurden.

 

Die alte Hugenottenstadt mit ihrem schönen historischen Zentrum, den Arkaden, dem Vieux Port, den beiden mächtigen Wehrtümen am Hafeneingang, den vielen Restaurants und Cafés mit Blick auf Wasser und Schiffe etc. hat uns richtig beeindruckt, damit hatten wir gar nicht gerechnet. 

 

am alten Hafen
und von gegenüber mit dem Uhrenturm

Nicht weit vom Zentrum ist ein riesiger P+R Platz, auf dessen hinteren Teil auf Wiese Platz für viele Wohnmobile ist. Die Parkgebühr (€ 10,50 ) beinhaltet neben der Ver- und Entsorgung auch den Bus in die Innenstadt, die aber fußläufig und mit dem Rad schnell erreicht ist. In den engen Gassen der Altstadt ist einfach kein Platz für viele Autos, so dass die Berufstätigen hier parken und den Bus nehmen, praktisch.

 

Nicht weit von uns entfernt stand noch ein anderes Wohnmobil mit Nürnberger Kennzeichen. Mit den sehr netten Leuten kamen wir schnell ins Gespräch und haben zusammen ein paar schöne Stunden verbracht.

 

Wir sind durch die Stadt geschlendert und haben in viele kleinen hübsche Geschäfte geschaut, eine urige Weinhöhle gesehen, und festgestellt, dass wir unbedingt noch einen Tag bleiben müssen.

die Markthalle

Am nächsten Tag radelten wir zu den Markthallen mit einem riesigen Angebot. Den Wachteln und ausgelösten marinierten Hühnerschenkeln konnten wir nicht wiederstehen. Genausowenig den Austern und den Muscheln "Creme Curry" mit Thai Basilikum in einem Lokal am Hafen. Hervorragend!

 

Bisher war ich ja kein Austernfan, das sollte sich die nächste Zeit noch ändern.

Am Vormittag genossen die Ersten bereits die Sonnenstrahlen, mittags waren die Cafés rund um den Markt gut besucht, wir kehrten lieber in einem Lokal mit Aussicht ein.

Gut gestärkt radelten wir dann zum südlichen Hafenbecken, dort liegen beim Maritimen Museum drei Schiffe, die besichtigt werden können, eine meteorologische ortsgebundene Fregatte, ein Hochsee- und Hafenschlepper und ein Fischtrawler. Auf letzterem gab es eigentlich nichts zu sehen, das Meteorologieschiff war aber nett hergerichtet und ganz interessant.

 

 

Über die 3 km lange und gebührenpflichtige Brücke geht es auf die Insel Ré, eine der beliebtesten Ferieninseln der Franzosen. Direkt hinter der schönen Brücke liegt neben einem bereits geschlossenen CP ein enger kleiner Stellplatz, vom Wasser - wenn es denn da ist - nur durch einen Weg getrennt. Wir hatten Glück und einen Platz am Rand ergattert, so war es erträglich. Der Blick über das Wasser und auf die Brücke entschädigte für "Kuschelparken".

 

60 km Fahrradwege gibt es auf der Insel, also schwangen wir uns gleich auf die Räder. Weit sind wir nicht gekommen, denn im Ort Rivedoux Plage blieben wir im "La Chaloupe" direkt am Meer hängen.

Gegessen haben wir hier gut und für die Insel auch relativ preiswert. So gestärkt konnte unsere Inselrundfahrt endlich beginnen. Bis zum Leuchtturm im Norden sind wir nicht gekommen, dafür war es schon zu spät. Mondäne Ferienvillen, viele schöne Sandstrände, Pensionen, Ferienhäuser, unzählige Campingplätze (bis auf einen alle schon geschlossen) prägen das Gesicht dieser Ferieninsel.

In La Flotte war ganz schön viel los, in den Cafés am Hafenbecken und den Läden tummelten sich die Touristen, der Ort ist aber auch recht hübsch.

Uns hat die Insel mit ihren niedrigen weißen Häusern gut gefallen.

Bei Ebbe fahren die Lkw ins Watt und "ernten" Muscheln u.a.

 

Diese zotteligen Gesellen trafen wir auch unterwegs:

Am nächsten Tag waren wir wieder im "La Chaloupe", diesmal gab es Austern und Jakobsmuscheln, wieder sehr gut. Die Austern waren die besten, die wir auf dieser Reise gegessen haben!

Wieder zurück über die Brücke setzen wir unsere Reise Richtung Bordeaux fort. Südlich von Rochefort fahren wir an Austernzuchtbecken, Austernzuchtbecken und nochmal Austernzuchtbecken vorbei. Die Landschaft ist flach und von Kanälen und aufgegebenen Salinen durchzogen. Wir sind im Gebiet von Marennes. In den Bassins von Marennes werden rund 45% der französischen Austern produziert, rund 5.000 t jährlich. Die Becken werden vom Meerwasser überflutet, bekommen aber durch die Flüsse Gironde, Seudre und Charente ebenso Süßwasser, so dass die Austern im nicht allzu salzigen Wasser hervorragend gedeihen. Eine Auster braucht rund vier Jahre bis zur Reife, dafür sind 40 Arbeitsschritte nötig, alles Handarbeit.

 

Viele hübsche Ortschaften liegen auf dem Weg, hier ein Schloss, da eine alte Festung und viele Wohnmobilstellplätze, alle gut besucht.

Wir übernachten auf dem schön angelegten Platz in La Tremblade und kämpfen erstmal wieder mit dem Parkscheinautomaten an der Einfahrt, der weder Maestro- noch Mastercard akzeptieren will, wie so oft in Frankreich. Viele wollen ausschließlich mit der französischen Carte Bleu gefüttert werden. Hier kann man immerhin noch Münzen einwerfen.

im Austernhafen von La Tremblade
im "Le Ponton"
Blick aus dem Wohnmobilfenster

Wir lassen die Ile d' Oleron links liegen und folgen der Gironde. An Meschers-sur-Gironde mit den Höhlen in den Steilfelsen, die z.T. als Ferienapartements genutzt werden, vorbei, fahren wir nach Mortagne-s.-Gironde, wo wir im Yachthafen einen schönen Platz finden.

 

Hier treffen wir auch wieder die netten Nürnberger von La Rochelle.

 

Am Morgen kommt der Hafenmeister und kassiert € 8,00 für den SP inkl. Strom.

Die Bärenparade unserer britischen Nachbarn im Fahrerhaus ist noch nicht alles, durch jedes Fenster sieht man Bären, sie sind wahrlich große Freunde dieser Stofftiere.

 

 

 

 

Auf kleinen Nebenstrassen, oft mit Blick auf die Gironde, fahren wir nach Bordeaux (250.000 Einwohner).

Wir quartieren uns für zwei Nächte auf dem CP Village du Lac ein. Eine sehr gute Wahl, da wir bequem auf Radwegen ins 8 km entfernte Zentrum radeln können. Die letzten drei Kilometer geht es auf einem breitern Boulevard nur für Radler, Skater und Fußgänger am Ufer der Garonne entlang. Die Sonne scheint, es ist warm, so haben wir das gerne.

 

Unser erster Eindruck - Bordeaux ist klasse! Viele klassizistische Prachtbauten, die Stadttore, der Fluss mit seiner Promenade und den schönen Brücken und die großen offenen Plätze prägen die Stadt.

 

Unsere Stadtbesichtigung begann im Quartier St-Michel. Hier leben in großen Mietshäusern viele der 70.000 Studenten, Spanier, Portugiesen, Nordafrikaner etc. Entsprechend bunt geht es hier zu. Nördlich des Cours Victor Hugo beginnt dann das touristische Zentrum. 

der Uhrenturm im Stadttor des ehemaligen Rathauses

Die "Grosse Cloche" (grosse Glocke) ertönte früher zu Beginn der Weinlese und auch bei Bränden etc.

 

Hier beginnt auch die große Fußgängerzone mit ihren vielen kleinen Geschäften und Cafés und Bars. Auf der Rue Ste.-Catherine werden die Läden dann mondäner und die Strasse breiter.

 

Die Pont de Pierre ( 1810-1822 erbaut) überspannt mit ihren 17 Bögen die Garonne und muss dem starken Autoverkehr standhalten. Sie ist die älteste der drei Stadtbrücken und 486 m lang.

 

Mit nur zwei Tagen in Bordeaux kann man dieser Stadt nicht gerecht werden, das wollten wir auch gar nicht. Es gibt sehr viele Sehenswürdigkeiten und interessante Museen. Wir haben einen kleinen Eindruck gewonnen, der Lust auf mehr macht, ein anderes Mal.

In der Cours du XXX Juillet liegt das Maison du Vin nahe bei der Vinothèque. In beiden kann man probieren, sich beraten lassen und einkaufen. Wenn wir diesmal die großen Weingebiete um Bordeaux herum links liegen lassen, wollen wir wenigstens ein paar Gläschen degustieren.

 

ein schönes Ambiente für die Degustation
stilvoller Rahmen

Hier in der "Bar a Vin" haben wir uns wohlgefühlt, die Kellner waren nett und kompetent und sprachen perfekt englisch, die Weine waren ausgesprochen preiswert, sie müssen von den Winzern gesponsert werden. Leider haben wir zu spät entdeckt, dass man sich auch Kleinigkeiten zu essen hätte bestellen können.

Nachdem wir in der Stadt nichts gegessen hatten, waren wir hungrig und probierten das Restaurant "Carré du Lac" am Campingplatz aus. Welche Überraschung - hübsch eingerichtet, professionelle Bedienung, guter Wein und sehr gutes Essen, also uneingeschränkt empfehlenswert! Auf der Speisekarte stehen Foie Gras, Jakobsmuscheln, Lammcarré, Rindfleischtartar, frischer Fisch etc.

Weil es uns so gut geschmeckt hat, waren wir auch am zweiten Abend hier essen und es war wieder prima.

 

 

Nach der Großstadt wollten wir ans Meer, Sonne und Strand genießen. Auf mautfreier Autobahn fuhren wir nach Moliets-Plage. Hier wollten wir ein paar Tage auf dem einzigen in dieser Gegend noch geöffneten Campingplatz verbringen. Schattige Parzellen oder Standflächen im Weichsand und viele lärmende Kleinkinder haben uns abgeschreckt, so standen wir 100 m vom Strand entfernt sehr schön und ruhig mit viel Platz um uns herum auf dem örtlichen SP in einem lichten Wäldchen für € 7,00 inkl. Strom. Hier hat es uns bei 23°C und Sonnenschein gefallen.

der Strand

Der Strand zählt mit 150 m zu den breitesten des Landes, alles feinkörniger gelber Sand so weit das Auge reicht. Der Strand ist bestimmt kilometerlang. Ein paar Badende gab es auch noch, die meisten nutzen heute am Sonntag das schöne Wetter aber zu einem Strandspaziergang und zum Essen in einem der wenigen noch geöffneten Restaurants. Von den mehr als reichlich vorhandenen  Buden, Läden, Bars, Restaurants etc. sind fast alle geschlossen, zur Nachsaison herrscht hier ziemlich "tote Hose", schade.

 

Bereits am Vormittag war es uns am Strand ohne einen Windhauch in der Sonne zu heiß, so dass wir lieber mit den Rädern in den nächsten Ort zum Einkaufen gefahren sind. Die Bäcker und die meisten Lebensmittelläden sind in Frankreich auch am Sonntag geöffnet, am Montag ist dann alles zu.

 

Da nicht weit von der Grenze entfernt, haben viele Spanier das schöne Wetter für einen Ausflug hierher genutzt. In Spanien wird traditionell sehr spät gegessen, mittags zwischen 13.30 Uhr und 15.30 Uhr. Das "L'Océan" hat sich etwas dem spanischen Publikum angepasst und so bekommen auch wir nach unserer Radtour nach 14.00 Uhr noch etwas zu essen.

Austern und Risotto mit Jakobsmuscheln schmeckten sehr gut

Wie schon den Samtagnachmittag verbrachten wir auch den restlichen Sonntagnachmittag gemütlich im Halbschatten vor unserem Wohnmobil.

 

 

In der Nacht hat es dann geregnet und wir fuhren nur 25 km weiter nach Hossegor auf den dortigen schönen SP, der 700 m vom Strand entfernt ist. Jetzt schien auch wieder die Sonne. Bei unserer Ankunft waren viele junge Surfer mit ihren Bussen hier, im Laufe des Tages reisten aber alle ab.

 

Um 1900 war Hossegor bei vielen Künstlern "in". Maurice Ravel, Paul Margueritte und der italienische Romancier d'Annunzio ließen sich hier nieder. Hossegor ist ein sehr gepflegter Ferienort mit vielen schönen Villen, weiß mit "Fachwerk" in rot und grün, rund um den Salzwassersee Lac Marin d'Hossegor. Es hat viel Spass gemacht, durch die Strassen zu radeln, auch wenn es wie hier überall am Atlantik ständig rauf und runter geht. Die Fußgängerzone in Strandnähe ist aber mit vielen Imbissen und Cafés vom jungen Surferpublikum geprägt, die hier auf die perfekten Wellen warten.

 

Der Strand ist auch hier schier unendlich, die paar Wellenreiter und Kitesurfer fallen kaum auf.

Unterwegs haben wir ein schönes Lokal am See gesehen. Sollen wir es ausprobieren? Ja-nein-jaaa!

Die Meeresfrüchteplatte im "La Tetrade Côté Lac" war Spitzenklasse.

 

Der Nachbarort Capbreton ist nur durch zwei Flüsse und dem Becken mit dem gigantischen Jachthafen von Hossegor getrennt. Auch hier wieder ein riesiger goldgelber Sandstrand und viele Ferienhäuser und Pensionen. Direkt hinter der Düne gibt es auch einen SP für 50-100 Wohnmobile, der ziemlich voll war, viele Skandinavier und Briten mit Anhängern, die schon auf dem Weg zum Überwintern in Spanien und Portugal sind und Surfer. Uns gefällt es auf dem kleinen und ruhigen Platz in Hossegor besser, auch wenn er weiter vom Meer entfernt ist.

Heute ist schon der 15.Oktober, nachts war es so kalt, dass wir zum ersten Mal die Heizung anstellten.

 

Wir verlassen nun auch den Atlantik und biegen ins Landesinnere ab.

 

 

 

 

 

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