Im 13.-16.Jh. entstanden diese außergewöhnlichen Bauwerke, von denen einige zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.
Um die Kirche, meist der einzige Steinbau im Dorf, wurde eine Mauer gezogen und mehr oder minder stark befestigt und ausgebaut. Innerhalb der Kirchenburg ging das dörfliche Leben weiter, während außen Krieg und Belagerung herrschte. Jede Familie hatte eine Kammer, die bereits zu Friedenszeiten mit Speck und anderen haltbaren Nahrungsmitteln gefüllt wurde. In den Befestigungsmauern waren auf der Innenseite Schulen, Werkstätten, Brunnen und Vorratskammern eingerichtet, um dem Feind möglichst lange standhalten zu können.
Insgesamt sind wohl 300 solcher Kirchenburgen errichtet worden, rund 140 davon sind bis heute erhalten.
Biertan haben wir ja schon (von außen) besichtigt, also fahren wir jetzt nach Harman, Honigberg, nur 13 km norsöstlich von Brasov.
In Harman gibt es zwei Besonderheiten: extra Wohnräume für die VIP´s des Dorfes (Pfarrer, Bürgermeister) und extra Kirchenbänke für die Frauen ohne Rückenlehne, damit die kostbaren bestickten Bänder am Rücker ihrer Tracht nicht beschädigt wurden.
Orientalische Teppiche schmücken auch hier das innere der Kirche.
Von Harman fahren wir gleich weiter zur nächsten Kirchenburg nach Prejmer, Tartlau. Diese Kirchenburg mit ihren 272 Wohn- und Vorratskammern ist nicht nur eine der größten und am stärksten befestigten, sondern auch eine der schönsten in Siebenbürgern und UNESCO-Weltkulturerbe.
In Tartlau gab es der Legende nach auch eine sog. Ehekammer, in die man streitende Paare einschloß. Sie mußten in der engen Wohnkammer aus einem Becher trinken, von einem Teller essen und in einem Bett schlafen, bis sie sich wieder vertrugen, moderne Paartherapie sieht anders aus.
Auch hier ging das Leben innerhalb der Kirchenmauern in Krisenzeiten weiter.
Einige Ausstellungsstücke zeugen vom sächsischen Leben.
Auf unserer Fahrt zum nächsten Weltkulturerbe, Viscri (Deutsch-Weißkirch) machen wir noch kurz Halt in Crit (Deutsch-Kreuz) und kaufen hier das beste Brot unserer ganzen Reise, die junge Verkäuferin hat auch immer wieder betont "traditionell".
Dieser Ort hat uns ganz besonders gut gefallen mit den bunten Häusern, den Pferdfuhrwerken...., die Dorfstrasse ist nicht asphaltiert und nach dem Regen von Pfützen übersät. Das Dorf strahlt eine ganz besondere Ruhe aus, alles hier wirkt sehr entschleunigt. Hier fallen wir noch richtig auf mit unserem Wohnmobil.
Die Straße nach Viscri ist in einem katastrophalen Zustand und so schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig vor Schließung der Kirchenburg und so bleibt uns nur wieder eine Besichtigung von außen.
Auf dem Weg durch den Ort hinauf zur Kirchenburg haben die Souvenirläden gerade geschlossen. Viele sind es nicht. Aber seit Prinz Charles hier ein einfaches Dorfhaus gekauft hat, gibt es neben der Kirche noch ein weiteres Fotomotiv.
Viscri hat seinen ursprünglichen Dorfcharakter bewahrt, die Straßen sind nicht asphaltiert, die Häuser werden auf traditionelle Art renoviert. Eine Stiftung, dessen Schirmherr Prinz Charles ist, engagiert sich hier besonders.
Vor der Wende lebten hier noch 400 Sachsen, heute sind es noch 15 und rund 100 Rumänen und 300 Roma.
Gerne hätten wir uns im Hof der Kirchenburg den Speckturm angesehen. Er wurde bis Anfang der 1990er Jahre noch benutzt.
Die Sachsen bewahrten hier ihren Speck auf, der mit der Hausnummer des Eigentümers gekennzeichnet wurde. Jeden Sonntagmorgen um 7.00 Uhr wurde der Turm geöffnet, damit sich die Einwohner ihre Wochenration abschneiden konnten, am Ausgang wurde dann peinlich darauf geachtet, dass man sich wirklich nur vom eigenen Speck bedient hat.
Nun ist es genug mit den Kirchenburgen - zumindest für heute. In Viscri wollen wir nicht bleiben, da hier bereits ein anderes Wohnmobil steht, und deshalb geht es gleich nach Sighisoara (Schäßburg).
Als wir gegen 21.00 Uhr am CP Aquaris ankommen, parkt ein Franzose absichtlich sein Wohnmobil so um, dass wir nicht mehr hinpassen und läßt sich auch vom Nachtwächter nicht überreden, Platz zu machen. Der findet für uns aber ein schönes Plätzchen neben der Weide auf der Wiese und läßt uns durch den "Hintereingang" hinein. Da es mittlerweile schon dunkel ist und wir müde sind, muss die Stadtbesichtigung bis morgen warten.
Schäßburg hat rund 30.000 Einwohner (meist Rumänen, 500 Sachsen) und die Altstadt zählt ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Vom sehr zentral gelegenen Campingplatz in der Unterstadt überqueren wir nur eine Brücke und sind schon am Fuß zur Oberstadt, die wir dann über Kopfsteinpflaster und eine breite Treppe durch den Stundturm erreichen. Noch eine Etage höher liegt der Schulberg mit der Bergkirche.
Den seitlichen Aufgang nennen die Einwohner den Altfrauengang. 1844 hat man den überdachten Holzgang gebaut, damit im Winter alte Menschen (und nicht nur die) leichter in die Oberstadt kommen.
Ein elektrischer Motor hält das Glockenspiel seit 1964 in Gang. Die beiden Uhren stammen aus dem Jahr 1648.
Um den großen Burgplatz herum gruppieren sich sehr schön restaurierte Häuser, in denen sich viele Pensionen unnd Lokale befinden. Heute am Sonntag sind viele Menschen unterwegs. Einheimische und Touristen sitzen in den Restaurants und Cafés und bummeln durch die verwinkelten Gassen, obwohl es sehr trüb und regnerisch ist.
Das markanteste dieser Häuser ist das weiße Haus mit dem Hirsch, die Pension Casa cu cerb.
Von der Oberstadt führen 175 Stufen zum Burgberg mit der Bergschule und der Bergkirche. Um die Schüler im Winter vor Eis und Schnee zu schützen, wurde die Treppe überdacht (1654).
Wir haben noch einen schönen Spaziergang entlang der Festungsanlagen gemacht, vorbei an vielen Türmchen, als es zu regnen begann und nicht mehr aufhörte, da machte uns das keinen Spaß mehr und völlig durchnässt kamen wir am Wohnmobil an.
Eigentlich wollten wir am späten Abend, wenn die Altstadt in schönes Licht getaucht ist und die Tagestouristen alle weg sind, noch durch den Ort bummeln, aber bei strömendem Regen verbrachten wir den Abend dann "zuhause" mit Lesen und Musikhören.
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise fort.
In den Gärten blühten überall die Rosen und viele Lauben waren mit Wein bedeckt, alles wirkte sehr gepflegt und gemütlich auf unserer Fahrt nach Sovata. Hier sind die Dörfer schon ungarisch geprägt, sehr schöne verzierte Holztore bestimmen das Straßenbild, auch die Ortsnamen werden hier neben rumänisch auch in ungarisch angegeben und nicht mehr in deutsch.
Sovata gehört noch zu Siebenbürgen, aber der ungarische Einfluß ist unübersehbar. Der Kurort wurde 2009 gründlich "überholt", die Attraktion ist der Bärensee, der so heißt, weil die Form einem ausgestreckten Bärenfell gleicht.
Der durchschnittliche Salzgehalt liegt bei 250g/l, das Tote Meer hat 280g/l.
Wir haben uns aber weder für eine Kur noch für das in der Nähe gelegene Salzbergwerk interessiert, das ein großer Touristenmagnet ist und u.a. mit Kinderspielplätzen und einer kleinen Kapelle in den Salzsälen aufwartet.
Stattdessen haben wir den Nachmittag bei angenehmen 20°C auf dem sehr schönen und gepflegten CP Vasskert verbracht, der sogar eine offene Sommerküche mit Herd, Bratröhre, Spüle etc. hatte, alles picobello sauber. So haben wir den in Harman gekauften Braten in die Röhre geschoben und so für etwas Abwechslung in der Küche gesorgt, da wir im Wohnmobil keinen Backofen haben.
Am 24. Juni verlassen wir Siebenbürgen und fahren in die Provinz Moldova, Moldau.