4. und 5. Mai 2010
Am 4. Mai haben wir Kalabrien entgültig verlassen und einen kurzen Abstecher in die Basilicata gemacht, um uns die Sassi und die Felsenkirchen in Matera, Weltkulturerbe seit 1993, anzusehen.
In der SWR-Reihe "Schätze der Welt" gibt es über Matera einen sehr eindrucksvollen Bericht und auch die Einleitung könnte man besser und präziser nicht formulieren, deshalb hier der Link. Wer sich dafür interessiert, kann sich auch den Film oder die Bilder ansehen. (Leider nicht mehr verfügbar!)
Von unserem Stellplatz aus haben wir zusammen mit zwei Holländern einen Bus mit Touristenführer genommen, der leider kein deutsch und auch schlecht englisch sprach, dafür aber mit viel Engagement uns alles gezeigt hat, auch außerhalb der ausgetretenen Touristenpfade, die € 15,00 pro Person waren wirklich gut angelegt.
Die ersten Besiedelungen gab es bereits in der Jungsteinzeit, das Gebiet gehört daher zu den ältesten Städten der Welt. Die Sassi (Felsen) sind die eigentliche Attraktion, sie wurden aus dem Fels heraus geschlagen und dienten bis in die 60er Jahre Mensch und Tier als Wohnung, ohne fließend Wasser und Elektrizität, der einzige Lichteinfall kam durch die Tür. Carlo Levi beschreibt die Verhältnisse in seinem Buch "Christus kam nur bis Eboli" sehr eindrucksvoll. In den 50er Jahren begann dann der Ausbau der Neustadt und die Umsiedelung der Bewohner der Sassi in moderne Wohnungen, die Strasse der Sassi wurde erst von Mussolini aus dem Stein heraus gehauen, vorher gab es hier nur kleine Steige als Verbindung.
Heute versucht man, die Höhlenwohungen wieder zu beleben, z.T. als Bed and Breakfast oder kleine Lokale, Bars oder die (unvermeidlichen) Andenkenläden.
Einige der Wohnungen in den Sassi wurden als Museum liebevoll hergerichtet und eingerichtet, so dass man sich das Leben und die Enge in den Behausungen gut vorstellen kann zumal dort auch noch gearbeitet wurde. Für viele handwerkliche Berufe gibt es keine fremdsprachliche Bezeichnung, da sie nur dort vorkommen.
Die Felsenkirchen sind wie in Kappadokien (Türkei) ebenfalls aus dem Tuffstein herausgebrochen bzw. in natürlichen Höhlen entstanden und weisen z.T. bunte Fresken auf. Sie sind insgesamt nicht so beeindruckend wie in der Türkei.
5. Mai bis 13.Mai 2010
Von Matera aus sind wir noch am gleichen Abend weitergefahren nach Alberobello, der "Hauptstadt" der Trullis. Der schöne Stellplatz "Nel verde" liegt am Rand einer der beiden Trullizonen, die seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe sind.
Die Trulli sind wirklich putzig, aber irgendwie hat uns das ganze an Rothenburg erinnert: kein Haus (hier Trullo), das nicht touristisch genutzt wird, sei es als Andenkenladen, Weinverkaufsstelle, Bar oder gleich als Bed & Breakfast - wir waren ein bisschen enttäuscht, zumal auch der örtliche Campingplatz, weit außerhalb der Stadt und von Zigeunerfamilien bewohnt, nicht zum Bleiben einlud. Ursprünglich wollten wir hier ein paar Tage verbringen und die Gegend mit den Rädern erkunden.Wir haben es dann aber bei einem ausgedehnten Spaziergang durch den Ort belassen und sind weitergefahren an die Küste.
Aber natürlich stehen nicht nur in Alberobello Trulli.
Sie sind in der ganzen Gegend präsent und werden unterschiedlich genutzt. Neben hervorragend restaurierten Trulli mit modernen passenden Anbauten als Wohnhaus gibt es auch viele halb verfallene Gebäude, die als Lager oder Stall dienen.
6 km südlich von Monopoli, zwischen Bari und Brindisi waren wir fünf Tage. Hier konnten wir auf der Küstenstrasse, die unter der Woche wenig befahren war, schöne Radausflüge machen.
Am Sonntag, den 9. Mai, kam zum ersten Mal "Urlaubsstimmung" auf. Die riesigen Parkplätze am Meer füllten sich, auch die Wohnmobilstellplätze an der Küste waren geöffnet, die Restaurants mit Familien gut besucht und in der Gelateria musste man anstehen. Das Wetter war entsprechend gut, dennoch zieht es noch keinen Italiener in das 18° warme (oder kalte) Wasser, lediglich ein Sonnenbad am Strand wird genommen.
Im weitverzweigten Hafenviertel von Monopoli mit der angrenzenden Altstadt ist immer viel Betrieb, uns hat es dort gut gefallen.
Dann ging es weiter nach Ostuni. Schon von weitem sieht man das hübsche Städtchen hell auf dem Hügel thronen. Einen Besuch ist die verwinkelte Altstadt mit den ganz in weiß gekalkten Häusern immer wert.
Auf der Suche nach einem hübschen Stell- oder Campingplatz landeten wir ganz in der Nähe von Ostuni am Meer. Aber wie so oft auf dieser Fahrt war der CP zwar seit Wochen offen, aber noch nichts für die Saison vorbereitet, also kein Ort, an dem man länger verweilen möchte.
Unsere weitere Reise sollte jetzt zum Gargano gehen, aber dann kam der Regen. So heben wir uns diesen Punkt - wie auch so manchen anderen - für die nächste Fahrt nach Süditalien auf, vielleicht schon im Spätsommer.