Durch New Brunswick

vom 2. Oktober bis 15. Oktober

In New Brunswick stellen wir die Uhr eine Stunde vor, es wird dann erst um 19.00 Uhr dunkel.

Im Visitor Information Centre bekommen wir eine Liste der noch geöffneten Campingplätze, es ist gerade ein Handvoll in dieser großen Provinz.

 

Wir folgen jetzt ab Edmundston immer dem Saint John River. Er entspringt im US-Bundesstaat Maine und ist mit über 700 km der längste Fluß in den maritimen Provinzen. Der "River Valley Scenic Drive" führt weite Strecken nahe an der Grenze zu Maine nach Süden. Wir bleiben aber in Kanada und haben keine Lust auf die USA mit ihren langwierigen Grenzkontrollpraktiken.

Unser erster längerer Stopp war Grand Falls. Hier hat der St. John River einen 1,5 km langen und 70 m tiefen Canyon in den Fels gegraben. Im Frühjahr schießen hier 9/10tel der, Wassermassen der Niagara Fälle in die Tiefe, das ist sicher beeindruckender als jetzt im Herbst. Da der Trail zu den Katarakten in der Schlucht schon geschlossen war (Saisonende), es immer noch regnete, fuhren wir weiter nach Hartland. Dort fahren wir über die einspurige und mit 390 m längste Covered Bridge (überdachte Brücke) der Welt. In New Brunswick gibt es noch insgesamt 64 dieser Brücken.

40 km westlich von Fredericton liegt Kings Landing, das eines der schönsten lebenden Museen sein soll. Wir kommen erst nach 15.00 Uhr an und hätten kaum mehr Zeit für eine Besichtigung, so schauen wir uns ein wenig im Informationszentrum um und kaufen lediglich ein dunkles Brot, das hier im Museum auch gebacken wird. Ähnlich wie Upper Canada Village ist auch hier ein Dorf (wegen des Baus eines Staudamms) demontiert und wieder originalgetreu aufgebaut worden.

 

Die Fahrt am Fluß entlang ist trotz des Nieselregens schön. Er wird immer breiter, hat viele Inselchen, Sandbänke und Nebenarme. Das Laub der Bäume leuchtet rot. Kleine Ortschaften und einzelne Gehöfte, die mitunter etwas armselig wirken, liegen verstreut in der ländlichen Umgebung.

 

Fredericton, die Hauptstadt New Brunswicks mit rund 50.000 Einwohnern, ist die drittgrößte Stadt der Provinz, die immer wieder unter Großbränden und Überschwemmungen zu leiden hatte. Nach einem kurzen Stadtrundgang haben wir uns wieder ins Auto gesetzt und sind weitergefahren, die Hauptstadt fanden wir eher langweilig und provinziell. Außer den üblichen Holzhäusern, den Kirchen und Parks haben wir nichts Interessantes gefunden, vielleicht lag es ja auch nur an dem trüben Wetter.

Da es schon wieder regnete, verzichteten wir darauf, nach Kings Landing zurückzufahren und suchten sattdessen einen der wenigen geöffneten CP. Die Wetterprognose ist weiterhin fürchterlich, erst am Wochenende soll es besser werden und heute ist erst Mittwoch!

 

Immerhin hat der Coy Lake CP ein funktionierendes Internet und so verbringen wir die nächsten Tage mit dem Aktualisieren der Homepage, Mails schreiben, Lesen, Wäsche waschen und endlich mal wieder Nachrichten anschauen!

Außer Gerry, dem Host, sind wir die einzigen hier. Extra für uns hat er die Sanitäranlagen gereinigt. Als wir am Freitag früh beim Frühstück saßen, kam er mit einem Wasserkanister vorbei, weil in der Nacht die Wasserleitung eingefroren war, aber wir hatten genug Wasser im Tank. Als wir uns dann von ihm verabschieden, wirkte er doch ein wenig traurig. Er erzählte uns, dass er am 15. Oktober mit dem Ende der Saison arbeitslos geworden wäre. In New Brunswick gibt es kaum offene Stellen und viele Bewerber, er hätte sein Glück in Ontario versucht, wenn er nicht doch noch (bei schlechter Bezahlung) in einem Callcenter untergekommen wäre.

Von Gerry erfahren wir auch, dass der CP an das zweitgrößte Militärgebiet in Kanada grenzt, daher auch die gelegentlichen Detonationen, über die wir uns schon gewundert hatten.

 

Auf der Weiterfahrt den Saint John entlang, gab es erstaunlicherweise kaum Laubverfärbungen. Marschland und Weiden mit Kühen und Pferden, ein paar Hügel und schöne Ausblicke auf die Flußlandschaft begleiteten uns bis Saint John. Der Wetterbericht hatte recht, es wird wieder wärmer und die Sonne kommt raus. Der Rockwood CP in der Stadt hat noch offen, da er WiFi hat, bleiben wir.

Saint John, nicht zu verwechseln mit St. John´s auf Neufundland, ist eine Hafenstadt mit rund 70.000 Einwohnern. Industrieanlagen prägen das Stadtbild.

Mitten im Zentrum der Stadt finden wir einen (am Wochenende) kostenlosen Parkplatz und so steht einer ausführlichen Stadtbesichtigung nichts mehr im Wege. Ein riesiges amerikanisches Kreuzfahrschiff liegt im Hafen und überall wimmelt es von Amerikanern. Die Waterfront ist eine einzige Baustelle.

Am Market Square liegt ein Lokal neben dem anderen, alle sind gut besucht. Auch wir suchen uns einen schönen Platz auf der Terrasse (!!) in der Sonne und essen nicht schlecht, Heilbutt und Scallops. Danach machen wir noch einen kleinen Rundgang durch die Markthallen -und das war´s dann auch. 

Die letzten Tage in New Brunswick verbrachten wir bei nunmehr gutem Wetter in St. Andrews.

Eine schöne Fahrt, immer wieder Blicke aufs Wasser (Meer, Seen, Flüsse), führt in rund einer Stunde von Saint John die Fundy-Küste entlang in den Westen Richtung USA in eines der ältesten und schönsten Städtchen der atlantischen Provinzen, St. Andrews-by-the-Sea. Früher eine Feriendomizil für reiche Amerikaner ist es heute ein netter Touristenort, der Anfang Oktober noch nicht die Gehsteige hochgeklappt hat, sogar der CP ist bis zum 20. Oktober offen. Für 30 $ gibt es einen Platz mit Blick aufs Wasser, Sanitäranlagen, die mit zu den besten der ganzen Reise gehören, Fullservice und genügend Abstand zum Nachbarn.

 

Hier waren wir insgesamt sieben Nächte, so lange wie an keinem anderen Ort zuvor. Mit dem Rad oder zu Fuß ist man schnell im Ort mit seinen kleinen Läden, den Galerien, Pubs und Restaurants, auf deren Terrassen wir nett gesessen sind und auch gut gegessen haben. Gegen Ende unserer Reise machen wir nun "Urlaub" und genießen die touristische Infrastruktur.

Der Campingplatz ist nur durch die Strasse vom Meer getrennt und wir haben uns am Wochenende köstlich amüsiert, wenn die Einheimischen im Auto vorbei "flaniert" sind und fast jeder Beifahrer - meist weiblich - einen Hund am Schoß hatte, der natürlich ganz neugierig zum Fenster oder zum offenen Cabrio herausgeschaut hat. 

 

Wir haben die Zeit auch genutzt, das Wohnmobil komplett innen und außen zu reinigen, also alles raus, den ganzen "Keller" ausgeräumt, geputzt und wieder eingeräumt, Polster raus und ausgeklopft etc. etc., zum letzten Mal Wäsche gewaschen und Termine vereinbart für Gasreinigung und Co, Hotel in Halifax, sowie Bahnfahrt nach Hamburg zur Wohnmobilabholung im November gebucht usw. Irgendwie ist jetzt klar, dass unsere Reise langsam zu Ende geht.

Am Samsatag, den 15. Oktober fahren wir weiter Richtung Nova Scotia bis nach Dartmouth, der Nachbarstadt von Halifax. Heftige Windboen begleiten uns auf der ganzen Fahrt. Nach einer Übernachtung geht es dann in Nova Scotia zur Ostküste, die wir am Beginn unserer Reise im Mai wegen des schlechten Wetters ausgelassen hatten.

weiter mit Nova Scotia, Ostküste und Halifax                                                          zurück

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