vom 15. bis 18. September 2011
Nach den Jesuiten und Huronen standen wir noch eine Nacht im Hafen von Penetangishene. Hier wurden im englisch-amerikanischen Krieg (1812-1814) die Kriegsschiffe versorgt. Der Discovery Harbour, ein Gebäudekomplex an der Hafenbucht mit Schiff und "Living Museum" hat aber bereits - wie so vieles - ab Labour Day, das war der 5. September , geschlossen. Schade, wenigstens das Schiff hätten wir uns gerne angesehen.
Wir fuhren nach Gravenhurst, dort wollten wir einen Bootausflug auf den Muskoka Lakes machen, da die Ufer an den meisten Seen unzugänglich sind, und laut Reiseführer eine Tour auf dem Wasser unverzichtbar ist.
Bei stürmischem Wind und Temperaturen um die 1o°C liefen wir zum historischen Dampfschiff, das jedoch plötzlich eine anderen Namen hatte. Unversehens befanden wir uns inmitten von Filmaufnahmen, Schauspieler mit Reisegepäck und in nostalgischer Kleidung standen am Kai, Jochen konnte noch einige Bilder machen, dann wurden wir von der Aufpasserfrau verscheucht. Also leider keine Fahrt auf den Muskoka Lakes.
In Huntsville bekam Angelika dann unfreiwillig einen Kurzhaarschnitt verpaßt, dann ging es weiter in den Arrowhead PP. Die Laune war ohnehin schon am Tiefpunkt (Haarschnitt!!) der Arrowhead eigentlich nur ein finsterer Wald und der 2,5 km Trail zu den Stubbs Wasserfällen auch nicht der Hit, insgesamt also einer der wirklich wenigen besch... Tage!
In der Nacht hatte es dann auch nur noch Null Grad, am nächsten Morgen besichtigen wir Huntsville, ein recht hübsches Städtchen und fahren dann weiter zum Westeingang des Algonquin PP. Es ist zwar sonnig, aber mit 9°C auch sehr kalt. Kein Wetter für eine Paddeltour, wir sind ja keine Kanadier, die sich auch nicht von den Minusgraden in der Nacht abschrecken lassen und mit Zelt, Schlafsäcken und Kindern in die Wildnis aufbrechen.
Wir steigen stattdessen auf die Fahrräder, der Weg macht uns aber keinen Spaß, da er nur durch Wald führt und auch immer schlechter wird. Die CP im Park gefallen uns auch nicht wirklich, alles "wooded" und kein Sonnenstrahl zu sehen. Also zurück zum Visitorcenter, wir informieren uns über die Entstehungsgeschichte des ältesten PP in Ontario, über die Pflanzen- und Tierwelt, betrachten den Biberbau, der im Schnitt über und unter Wasser zu sehen ist, hören auf Knopfdruck verschiedene Tiergeräusche....
Wir fahren dann mit dem Wohnmobil durch den Park (insgesamt 58 km) bis zum Loggermuseum beim Osteingang. Hier gab es zunächt eine 30minütige audiovisuelle Show (wir waren die einzigen Gäste) über die Geschichte der Holzwirtschaft, dann wird die Leinwand hochgezogen und gibt den Weg zur Museumsrundtour frei, die über das Leben der Holzfäller, die Holzfällerei (Logging), das Flößen und die Entwicklung der Maschinen bis heute erzählt. Der Spaziergang war sehr informativ und hat uns gut gefallen.
Diese Nacht war wieder kalt mit Null Grad und wir verbrachten sie in Renfrew ruhig und ungestört auf dem Walmarkt-Parkplatz, den wir schon zeitig verließen und bereits früh in Ottawa , der kanadischen Hauptstadt ankamen.
Mit einem Parkplatz am Sussex Drive vor der Kuwaitischen Botschaft und in Sichtweite der Nationalgalerie, die mit ihrem futuristischen Gebäude aus Licht und Glas leicht zu erkennen ist, standen wir absolut zentral und auch direkt an der Fahrradroute.
Ottawa ist eine absolut fahrradfreundliche Stadt, in der Touristeninformation wurde uns auch gleich ein Fahrradstadtplan mit Umgebung ausgehändigt und so erkundeten wir am ersten Tag die Stadt mit unseren Rädern, alle Sehenswürdigkeiten konnten wir problemlos anfahren, wir besuchten den Parliament Hill mit dem Regierungsgebäude, bestaunten das oberhalb der Schleusen liegende Hotel Château Laurier, das aussieht wie ein französisches Schloß, fuhren am Rideau-Kanal, am Rideau River und am Ottawa River entlang, hörten auf Victoria Island bei einem Studenten Pow-Wow zu, besuchten die am anderen Ufer liegende Schwesterstadt Hull, die bereits zu Québec gehört, stürzten uns in den Trubel des Byward Markets und haben am Nachmittag dort auch außen gegessen und dem Treiben zugeschaut. Hier ist wirklich viel los, ein Stand am anderen, nicht nur Obst und Gemüse wird verkauft, sondern auch Ramsch aus aller Herren Länder. Außerdem gibt es richtige Käseläden, Metzgereien und Freßstände ohne Ende. Die Verkehrsdichte ist entsprechend. Nach der vielen Natur der letzten Wochen und Monate hat uns das schon gut gefallen.
Das Wetter war herrlich und wir haben den Tag sehr genossen, die vielen guten Museen müssen wir uns ein anderes Mal anschauen!
Auch am nächsten Tag fuhren wir nach einer Übernachtung auf einem Walmart-Parkplatz wieder in die Stadt. Wegen einer Laufveranstaltung war der Innenstadtbereich gesperrt, dafür waren aber die Straßen rechts und links vom Rideau-Kanal ganz wie im Sommer ohne Autoverkehr und gehörten den Läufern, Joggern, Spaziergängern, Radlern und Inlineskatern. Uns hat es gefallen, den ganzen Tag bei herrlichem Wetter auf den Rädern unterwegs zu sein und so viel von der Stadt und ihrer Umgebung zu sehen. Ottawa hat ca. 350.000 Einwohner (Kerngebiet) und ist eine sehr schöne, grüne und saubere Stadt ohne nennenswerte Industrie mit einem hohen Freizeitwert und viel Kultur.