Castelnaudary besitzt den größten Hafen am Canal du Midi. Jetzt Ende Oktober liegen hier fast nur noch die Hausboote einer großen Vermietfirma, auf denen noch gewerkelt wird und die für ihren Winterschlaf vorbereitet werden, ansonsten ist hier wenig los.
Unser Stellplatz liegt wieder direkt am Canal und nicht weit vom Zentrum entfernt.
Obwohl an der beschrankten Zufahrt das Procedere in vielen Sprachen genau erklärt wird, sehen wir doch einige Wohnmobile wieder weiterfahren, denen das wohl alles zu kompliziert war, am Abend war der Platz trotzdem voll.
Castelnaudary nennt sich die Hauptstadt des Cassoulet, also müssen wir diesen schweren und kalorienreichen Eintopf mit Fleisch, Würsten, weißen Bohnen und Gewürzen unbedingt hier probieren. Im "La Petit Gazouillis" bekommen wir gerade noch einen Platz für zwei Personen in der engen Gaststube und sind nach der reichlichen Mahlzeit mehr als satt und zufrieden. Das Cassoulet wurde in hübschen Tontöpfchen serviert und hat wirklich sehr gut geschmeckt. Der Salat mit Ente und geräucherter Entenbrust als Vorspeise war nicht minder gut, satt wären wir auch ohne ihn geworden. Gut, dass wir am Canal so schön radfahren können.
Auf einem hohen Felsen liegt der kleine Ort Puylaurens in der Nähe von Castres. Der unterhalb gelegene kostenlose Wohnmobilstellplatz ist sehr hübsch, so dass wir gerne bleiben und einen faulen Nachmittag in der Sonne verbringen.
Die Weiterfahrt Richtung Mittelmeer durch den Parc Naturel Régional du Haut-Languedoc ist sehr schön. Hier sollte man unbeingt einmal länger bleiben, aber besser nicht im November, wo alles geschlossen ist.
Unser nächstes Ziel liegt wieder in der Nähe des Canal du Midi zwischen Béziers und dem Meer bei Portirague. Auf einem großen Gartengrundstück gibt es viele unterschiedliche Stellflächen mit viel Platz außenherum, Pfaue schreiten auf und ab, es ist wirklich idyllisch hier auf der Aire d'Espagnac, wir stehen ganz alleine auf der Wiese.
Mit den Rädern fahren wir erst zum Canal und besichtigen das Sperrwerk, dann noch nach Vias. Hier tobt im Sommer bestimmt der Bär, ein Campingplatz am anderen, Hotels, Lokale, Diskos, Vergnügungsparks und alles, was der Urlauber so braucht. Die Saison dauert maximal bis Ende September.
Obwohl es uns im Garten sehr gefällt, zieht es uns weiter, das Mittelmeer lockt.
Gegen Mittag sind wir in Cap d'Agde und trinken einen Espresso am Meer in der Sonne. Zu Essen haben wir nichts mehr bekommen, es war kurz vor 14.00 Uhr.
Auf einem kleinen Platz gibt es dann doch noch für jeden 6 Austern und ein Glas Wein an einer urigen Bude mit rustikalen Holztischen und -bänken zu sehr moderatem Preis und in bester Qualität.
Cap d'Agde hat über 100.000 Gästebetten und ist komplett der Ferienindustrie gewidmet mit allem, was dazugehört. Anfang November haben sie die Gehsteige schon hochgeklappt, es ist nicht mehr viel los. Lediglich am großen Jachthafen sitzen die Menschen in der Sonne in den Cafés und Restaurants oder flanieren vorbei.
Mit den Rädern wollen wir nach Agde, aber nach einiger Zeit geben wir auf, es geht über einen Hügel lange bergauf und wir sind viel zu warm angezogen, also zurück zum Wohnmobil und damit nach Agde.
Agde ist eine lebendige Stadt mit ca. 20.000 Einwohnern und über 2.500 Jahre alt, gegründet von griechischen Kolonialisten. Am Fluss L'Hérault liegen viele Hausboote am Ufer, der Canal du Midi lockt heute viele Spaziergänger.
Auf der Suche nach einem Stellplatz folgen wir unserer "Steffi" (Navi), die uns prompt über eine Motocross-Strecke führt. Als wir den Platz dann erreichen gefällt er uns überhaupt nicht, kein Mensch da, das Restaurant geschlossen und weit und breit - nichts.
Die nächsten zwei Tage soll es stürmen und regnen, ein Platz mit festem Untergrund muss her. Wir entschließen uns, in Palavas-les-Flots "abzuwettern". Hier um den Jachthafen herum standen wir schon einige Male. Der SP ist meistens voll und eng, dafür kann man hier gut Rad fahren und die Innenstadt ist nur ein paar Schritte entfernt.
Die sehr schöne Strecke dorthin führt immer am Wasser entlang und mitten durch die Hafenstadt Sète.
Am 5. November scheint wie gewohnt wieder die Sonne und mit 19°C ist es auch wieder angenehm warm.
In Aigues-Mortes, in der Petit Camargue, waren wir noch nie, also schauen wir uns das jetzt mal an. Gegründet wurde es als Militärstützpunkt für die Kreuzritter. Damals lag es noch am Meer, heute ist der Zugang versandet und das Meer nur über Fluss oder Kanal erreichbar. Der Name bedeutet soviel wie "Totes Wasser" und weist schon auf das sumpfige Gebiet hin.
Die Stadtmauer von Aigues-Mortes wurde 1314 vollendet. Das Viereck misst an den Längsseiten 496m - 567m und an den Schmalseiten 269m - 301m. Die Mauer ist von 15 Türmen unterbrochen und eine der besterhaltenen mittelalterlichen Befestigungsanlagen in Europa. Wirklich beeindruckend.
Zur Hauptsaison im Sommer wälzen sich Ausflügler aus den umliegenden Badeorten durch die engen Gassen, da macht das hier sicher nicht viel Spass. Jetzt im November war es ruhig und wir konnten die ganz spezielle Atmosphäre dieses Ortes genießen, zumal der SP direkt an der Mauer liegt und man durch das Tor sofort mitten in der kleinen Altstadt ist.
Auch außerhalb der touristischen Meile ist der Ort recht nett. Am Sonntag ist Markt, der sich schier endlos hinzieht und viele Köstlichkeiten zu bieten hat.
Vier Tage waren wir hier. Überall gibt es herrliche Radwege oder kaum befahrene Strassen, auf denen wir die Gegend erkundeten.
Auf dem Weg nach Le Grau-du-Roi kommt man an Salinen vorbei, im Sommer kann man mit einem kleinen Bähnchen die Salinenfelder besichtigen. Von Ende August bis Oktober wird geerntet, jährlich mehr als 400.000 t.
Von weitem sehen die Salzberge wie kleine Schneeberge aus.
Im August 1883 kam es hier zu einem Massaker. Italienische Salinenarbeiter verrichteten Arbeiten als Tagelöhner, für die sich kein Franzose fand. Fremdenfeindlichkeit und angebliches Lohndumping führten zu einem rassistischen Pogrom. Dem Mob französischer Nationalisten fielen etliche Italiener zum Opfer oder wurden verletzt.
Viele Flamingos leben hier.
Le Grau-du-Roi ist einer der bedeutendsten Ferienorte am Mittelmeer, im Sommer platzt das (ehemalige) Fischerdorf aus allen Nähten. Die Boote entlang des Kanals, dem wir von Aigues-Mortes hierher gefolgt sind und die Cafés verbreiten ein angenehmes Flair, uns hat der Radausflug an die "Kanalmündung des Königs" gut gefallen.
So langsam wird es uns dann doch langweilig in Aigues-Mortes. Weiter in die Camargue wollen wir nicht, da sind zu viele Moskitos aktiv; die Ferienorte rundherum reizen uns ebenfalls nicht; heim wollen wir auch nicht bei dem Superwetter; Richtung Süden ist auch keine Option; in der Provence soll es regnen und irgendwie landen wir dann wieder in Palavas-les-Flots beim SP im Sportboothafen.
Uns gefällt es hier, weil zum einen das Städtchen nicht ausschließlich vom Fremdenverkehr geprägt ist, d.h. Läden, Restaurants etc. alle geöffnet haben und zum anderen die Umgebung zu schönen Radtouren einlädt. Dafür nehmen wir die Enge auf dem SP in Kauf. Wir hatten diesmal ausgesprochenes Glück, finden wir doch einen Platz, an dem wir den ganzen Tag Sonne haben und von der Strasse ist er auch weit genug entfernt, so dass wir den Verkehrslärm kaum hören. Platz für Tisch und Stühle gibt es auch. Es ist so schön beruhigend, auf die Boote zu blicken und den Skippern beim Ein- und Auslaufen zuzusehen. So verlängern wir unseren Aufenthalt immer wieder und bleiben schließlich bis zum 20. November hier.
Ein sehr schöner Radweg führt nach Montpellier. Die Universitätsstadt mit 260.000 Einwohnern ist die Hauptstadt des Departement Hérault und nur 15 km von Palavas entfernt. Neben einem schönen alten Stadtkern gibt es auch viel moderne Architektur (Kongresszentrum "Le Corum") und den postmodernen Stadtteil "Antigone" des spanischen Architekten Bofill. Uns gefällt vor allem die Atmosphäre in der Stadt mit den vielen jungen Leuten, den schönen Läden, Bars und Cafés.
Auch hinter der Markthalle gibt es davon viele. Am Samstagmittag sind sie alle bis auf den letzten Platz gefüllt.
Wir machen es wie die Einheimischen, bestellen in der Bar ein Glas Wein, das Essen dazu holen wir in der Markthalle bzw. im Sushi-Haus. Die Franzosen stärken sich für den weiteren samstäglichen Einkaufsbummel und wir für die Rückfahrt.
Maguelone war einst ein bedeutender Bischofssitz, heute ist es ein kleines Dorf.
Sehenswert ist die Kathedrale, die auf einem kleinen Hügel hinter dem Etang de Prévost liegt und von dem man eine schöne Aussicht über den Etang hat.
Hier gibt es ein paar schöne Fotos zur Kirche und der umliegenden Landschaft.
Viele Spaziergänger und Jogger sind rund um die kleinen Seen unterwegs.
Auf dem Rückweg fahren wir verbotenerweise am Kanal entlang. Vor zwei Jahren war das noch ein offizieller Radweg, warum jetzt ein Verbotsschild hier steht, wusste auch in der Touristinfo niemand. Der Weg ist jefenfalls sehr schön, wenn auch stellenweise etwas holprig.
Am Kanal hängen Fischernetze zum Trocknen.
Die schmale Fahrrinne ist durch bewachsene Steine markiert.
In Palavas gibt es neben einer guten Boulangerie auch einen ausgezeichneten Metzger ("Boucherie Maguelone"), so dass es Spass machte, hier selber zu kochen. Am Jachthafen auf der Meerseite, wo die Segelboote liegen, liegt ein Restaurant am anderen. Im "Cap Sud" sitzt man unmittelbar am Wasser mit einem herrlichen Blick über die Boote, das Essen hat uns auch gut geschmeckt.
Noch besser, aber auch teurer war es im "Le Saint Georges" gegenüber, ohne direkten Seeblick. Hier haben wir ganz hervorragend gegessen.
In Frankreich gibt es in nahezu jedem Restaurant ein Tagesgericht, bestehend aus Vorspeise und Hauptgericht oder Hauptgericht und Dessert zu moderatem Preis, wir haben diese "Plat du Jour" oft genommen und wurden nur ein Mal enttäuscht. Leitungswasser in einer Karaffe und Brot wird immer unentgeltlich auf den Tisch gestellt.
Unsere Zeit in Palavas ist um, wir machen uns auf den Heimweg.
Diesmal fahren wir nicht das Rhonetal nach Norden, sondern nehmen ab Montpellier die kostenfreie und gute A75 über das Zentralmassiv, eine landschaftlich sehr schöne Fahrt, die uns auf über 1.000m Höhe bringt.
Als wir in Mossiac auf einem sehr schönen und ruhigen SP ankommen, zeigt das Thermometer noch 9°C, am nächsten Abend in Besancon nur noch 3°C. Da es auch noch windig ist und nieselt, fällt der Stadtrundgang entsprechend kurz aus.
Vom SP führt ein schöner Weg entlang des Doubs in die Innenstadt.
Am gepflegten SP in Wolframs-Eschenbach haben wir bei 0°C noch alle unsere Tanks geleert, damit nichts einfrieren kann und am 24. November ist unsere Frankreichfahrt nach 85 Tagen zu Ende.
Es hat uns super gefallen, wir haben viel gesehen, nette Leute unterwegs getroffen, viel von der französischen Lebensart mitbekommen und mit den Franzosen nur gute Erfahrungen gemacht. Selbst die nur rudimentär vorhandenen Französischkentnisse haben unsere Reiseerlebnisse nicht behindert.
Für Wohnmobilisten ist dieses Land mit seinen unzähligen SP ohnehin ein Paradies, überall gibt es Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten.
Wir kommen wieder!