Unsere erste Station war Aire-sur-L'Adour an der Grenze der östlichen Gascogne, die überwiegend zum Departement Gers gehört.
Das Städtchen hat neben dem CP (schließt morgen) einen SP direkt am Fluss, nur wenige Schritte vom Zentrum entfernt. Am Abend werden vom Kassierer € 3,00 Gebühr abgeholt. Auch hier gibt es noch viele kleine Geschäfte, in denen das Einkaufen richtig Spass macht, da die Lebensmittel, insbesondere das Fleisch und der Käse von sehr guter Qualität sind.
Hier faulenzen wir etwas, kochen, lesen und überlegen, wohin die weitere Reise überhaupt gehen soll.
Zunächst fahren wir auf engen und kurvenreichen Sträßchen nach Euze (gesprochen Eos), der "Hauptstadt" des Armagnac im Nordosten des Gers. Auf der Fahrt begleiten uns rechts und links die Weinberge, deren Produkte wie Floc de Gascogne oder Armagnac hier überall direkt vom Erzeuger gekauft werden können. Überall an der Strasse finden sich die Hinweisschilder.
Euze hat eine malerische kleine Altstadt und am Platz bei der Kathedrale Restaurants und Cafés in den Arkaden.
Von Euze geht die Fahrt weiter nach Condom auf den sehr schön angelegten und kostenlosen SP beim Freibad und neben dem CP (beides jetzt Ende Oktober geschlossen).
Ein schöner Rad-/Fußweg durch den nahegelegenen großen Park führt schnell in den Ort. Die Abteikirche aus dem 11.Jhd. ist heute eine mächtige spätgotische Kathedrale. Davor steht ein Denkmal für die Musketiere, die hier in der Gascogne allgegenwärtig sind, genauso wie die Pilger, verläuft doch hier ein Teil des Jakobsweges. Die Pilgersaison ist aber größtenteils vorbei. Die Kleinstadt mit 7.500 Einwohnern hat uns gut gefallen.
In einem Laden der die Spezialitäten der Gegend verkauft "La Boutique Fleurons de Lomagne" decken wir uns mit allerlei von der Ente und Wein ein, bevor wir zum Canal latéral à la Garonne auf den kostenlosen SP in Valence-d'Agen weiterfahren, der sehr schön direkt am Canal liegt.
Wer sich hier im Südwesten Frankreichs abseits des Atlantiks und der Pyrenäen auskennt, wird merken, dass unsere Wege kreuz und quer durch diese schönen meist buckligen Landschaften führen und auch mal "grenzüberschreitend" in andere Departements gehen. Überall gibt es etwas zu sehen, hier ein Taubentürmchen, da eine Burg, ein Schloss, Mühlen oder einfach nur Wein oder Kühe auf der Weide. Die Bevölkerungsdichte ist mit 27 Einwohnern/km² sehr gering und so erstaunt es nicht, dass es nur wenige Ansiedlungen gibt und man manchmal viele Kilometer bis zum nächsten Ort zurücklegt. Da die kleinen Strassen oft nur ein- oder eineinhalbspurig sind, freuen wir uns, dass es kaum Gegenverkehr gibt.
Heute am Donnerstag ist Markttag in Valence-d'Agen. In der gesamten Innenstadt sind die Stände aufgebaut, es ist jede Menge los hier. Auch wir kaufen ein paar Kleinigkeiten ein und gehen anschließend ins "L'Entracte" zum Essen. Das Lokal ist voll, und wir ergattern glücklicherweise noch zwei freie Plätze, es hat uns hier sehr gut geschmeckt.
Gestern sind wir auf dem sehr schönen Radweg, der immer direkt am Canal entlang führt Richtung Moissac geradelt, heute geht es in die andere Richtung. Es sind nur noch wenige Hausboote unterwegs, denen wir beim Schleusen zusehen. Die Schleusenwärter haben ihre Häuschen verlassen, die Saison ist lange vorbei und so müssen die vielen altertümlichen Schleusen alle selbst von Hand bedient werden, das dauert.
Wir bleiben am Canal und fahren nach Moissac, aber diesmal mit dem Wohnmobil. Unser Ziel ist die Benediktinerabtei Saint Pierre.
Die Abtei hat zwei Highlights: das romanische Kirchenportal und den Kreuzgang.
"Das Kloster der Abtei Saint Pierre de Moissac, das im Jahr 1100 fertig gestellt wurde, ist ein einzigartiges und perfekt erhaltenes Vermächtnis der romanischen Kunst. Seine Gänge sind von Säulen mit prächtigen Kapitellen gesäumt" (Zitat aus dem deutschsprachigen Besichtigungsblatt).
Die 76 Kapitelle, die auf bunten Marmorsäulen sitzen, sind in Sandstein gemeißelt und zeigen biblische Szenen, beginnend bei Adam und Eva und mit der Apokalypse am Ende, dazwischen Akanthusblätter u.a.
Aber nicht nur das Kloster ist sehenswert auch die 13.500 Einwohner zählende Kleinstadt mit dem Canal und dem Hafen am Tarn ist recht nett.
Auf dem Parkplatz ist das Übernachten im Wohnmobil zwar ausdrücklich gestattet, wir sind aber weitergefahren nach Castelsarrasin, nur ein paar Kilometer südlich von Moissac und ebenfalls am Canal. Als wir in der Früh aufwachen nieselt es, alles ist grau und die Temperaturen sollen max. 13°C erreichen. Brrr. Am nächsten Tag ist das Wetter in Ordnung und wir fahren nach Fleurance.
Hier verbringen wir ein ruhiges Wochenende. Unsere Nachbarn sind eine Roma- oder Sintifamilie, deren Treiben wir gerne zusehen. Die beiden sehr gut gekleideten Frauen kochen, waschen und putzen den ganzen Tag. So saubere Wohnwägen und Autos haben wir in Frankreich selten gesehen. In einem kleinen Transporter steht eine Waschmaschine und ein Trockner, hier wird gerade die Bettwäsche gewaschen. Nachher wird mit einem Lappen alles sauber gewischt. Die Männer werfen den Grill an und bald duftet es herrlich. Als Jochen von der Versorgungsstation mit einem Wassereimer kommt, weil wir jetzt auch angesteckt sind und unsere Scheiben und die Fahrräder putzen wollen, bieten sie ihm gleich ihren Wasserschlauch an, den sie irgendwie direkt mit einer Wasserleitung verbunden haben. Im Gegensatz zu einem französischen Wohnmobil, das gleich den Platz gewechselt hat als die "Zigeuner" kamen, freuten wir uns über die nette und ruhige Nachbarschaft mit den gut erzogenen Kindern.
Unterwegs sehen wir immer wieder Enten- und Gänsefarmen und viele Kühe auf den großen Weiden.
Im Reiseführer haben wir gelesen, dass es in Samatan den bekanntesten und größten Stopflebermarkt Frankreichs gibt (Gimont behauptet das auch von sich!), also müssen wir da unbedingt hin. Einen Platz fürs Wohnmobil gibt es auf einem großen Parkplatz bei einem Hotel am See.
Im "Au Canard Gourmet" wollen wir Mittag essen, aber am Sonntag ist alles ausgebucht und ohne Reservierung hat man hier ohnehin keine Chance und ab Montag sind Betriebsferien, schade.
Also fahren wir mit den Rädern ein wenig in der Gegend herum und trinken in der Sonne am See einen Kaffee. Die Ortschaften hier sind alle klein und gemütlich, es ist nicht viel los am Sonntag Nachmittag.
Also warten wir auf Montag Vormittag, auf den Markt. Eigentlich sind es drei Märkte, der "normale" Markt mit Obst, Gemüse, Käse, Bekleidung, Schuhen etc. in den Gassen, Strassen und auf den Plätzen. Dann in zwei Hallen der Geflügelmarkt für die Händler, die hier lebende Hühner, Enten u.a. kaufen und verkaufen und auf dem auch Ferkel und junge Hunde angeboten werden und zum Schluss dann noch in einer riesigen separaten Halle der eigentliche Markt für die Stopflebern und die Enten und Gänse.
Im Gegensatz zu Deutschland ist Stopfleber in Frankreich erlaubt und die Franzosen lieben sie.
Am Montag füllt sich der Parkplatz schon früh und es herrscht ein richtiges Gewusel im Ort. Der Einlass zum Geflügelmarkt ist eine Stunde vor dem Entenmarkt.
Bereits eine halbe Stunde vorher füllt sich der Platz vor der großen Halle zusehends. Männer und Frauen mit mehreren Einkaufstaschen, Körben und Isoliertaschen warten geduldig auf die Öffnung.
Dann ertönt ein schriller Pfiff und sämtlich Tore werden gleichzeitig geöffnet. Die Menschen drängen in die Halle.
Hinter langen Reihen von Tischen stehen die Produzenten und bieten ihre Waren an.
Auf der einen Seite gibt es die Stopfleber
und auf der anderen die Enten und Gänse
und so erfolgt der Abtransport mehrerer Tiere
Ganz erschlagen von so viel Leber und Geflügel schlendern wir dann nach diesem einzigartigen Erlebnis noch durch den Markt und decken uns für die nächsten Tage mit leckeren Sachen ein.